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Outsourcing, On-Demand, IT-Services: Wo steht Deutschland?

ZDNet: Gibt es inhaltliche Trends, wie ERP oder Infrastruktur-Projekte?

Zilch: Die Aufgaben im Infrastruktur-Bereich lassen sich nach wie vor unter den Oberbegriffen Konsolidierung und Integration zusammenfassen. Es geht immer noch darum, Geld zu sparen. Im ERP-Umfeld geht es um die Anbindung mit SAPs Netweaver, IBM Webshere und andere. Es geht also um die Konsolidierung auf Applikations- wie auch Infrastrukturseite. Zu den Techniken, die hier zunehmend eingesetzt werden, gehören Web-Services und generell Service Orientierte Architekturen (SOA). Hier ist ein ausgesprochen interessantes Feld, insbesondere wegen der standardisierten Techniken und Architekturen, die hier Orientierung geben.

Aber es fehlen, wie gesagt, Fachleute. Auf einem relativ allgemeinen Niveau können viele über die neuen Themen mitdiskutieren, die Luft wird aber dünn, wenn es um die konkrete Umsetzung von innovativen Projekten geht. Besonders gesucht sind Fachleute für komplexe Speicherarchitekturen. Auf diesem Gebiet muss man nicht nur die Technologie beherrschen, sondern auch die Informationsprozesse im Unternehmen verstehen und daraus die Architektur ableiten können. Auch für Rechenzentrums-Automatisierung in verteilten Umgebungen werden hochqualifizierte Architekten und Multiprojekt-Manager gesucht.

ZDNet: Bilden die Dienstleister nicht aus?

Zilch: Ausbildung braucht immer eine gewisse Zeit und die Dienstleister beginnen meist selektiv mit wenigen Mitarbeitern, um abzuklären, inwieweit bestimmte Themen auch „zum Fliegen kommen“. Auch wird Aus- und Weiterbildung auf Grund der aktuellen Wirtschaftslage vernachlässigt. Sie kostet nicht nur Schulungsgebühren, sondern auch noch die Tagessätze, die der Fachmann beim Kundeneinsatz erwirtschaften könnte. Daher entscheiden sich gerade viele Dienstleister derzeit dagegen. Momentan werden gute Leute oft verheizt, um Geld in Projekten zu verdienen.
Aber auch bei den Fachleuten fehlt nicht selten der Wunsch, dazu zu lernen. Sie sind nicht immer willens, zwei bis drei Jahre in die Zukunft zu denken.

» Durch die Entlassungswellen der vergangenen Jahre hat sich enormer Druck aufgebaut «
Chefanalyst Andreas Zilch von Meton

ZDNet: Warum?

Zilch: Durch die Entlassungswellen der vergangenen Jahre hat sich ein enormer Druck aufgebaut. Dabei ging oft die Motivation verloren. Viele versuchen ihre Position zu sichern, indem sie jede Fehlerquelle, jedes Risiko meiden. Das gilt im Übrigen nicht nur auf individueller Ebene. So schrecken Dienstleister vor der Umstellung auf neue Techniken zurück, weil sie einerseits nicht sicher sind, damit reüssieren zu können und zum anderen die Gefahr besteht, damit die klassischen Angebote zu kannibalisieren.

Bei einer Analyse der rund 7000 IT-Dienstleister in Deutschland stellte sich heraus, dass viele von ihnen noch eigene Software vermarkten und dafür Support anbieten. Diese Unternehmen haben größte Probleme bei der Erneuerung ihrer Software. Hier spielt die Angst vor dem finanziellen Risiko ebenso eine Rolle wie die Schwierigkeiten, Geld von der Bank zu bekommen. Diese Situation betrifft vor allem mittelständische Dienstleister mit 20 bis 100 Mitarbeitern.

Das Zögern bei der Innovation führt dazu, dass die Programme in höchstens fünf Jahren weder von der Funktionalität noch von den Wartungskosten her mehr akzeptabel sind. Der Umstieg auf moderne Architekturen wie Dotnet, SOA, J2EE oder was auch immer ist die große Herausforderung der deutschen Software-Industrie. Der Weg dorthin führt meist über die großen Software-Anbieter, an die man sich anhängen muss. Ein anderer Weg ist, sich auf Branchen oder spezielle Nischen zu konzentrieren.

ZDNet: Das klingt nach einer düsteren Zukunft insbesondere für die kleineren IT-Dienstleister.

Zilch: Es gibt auch positive Entwicklungen: Zum einen haben die Anwender eingesehen, dass sie nicht alles selber machen können und die Einbindung von IT-Dienstleistern in aller Regel Vorteile bringt. Zum anderen ist es verpönt, Mitarbeiter fest einzustellen. Lieber werden fünf Freie angestellt als einen feste Stelle zu schaffen. Für die IT-Dienstleister ist das ausgesprochen positiv und meist auch für die Kunden – vor allem wenn man Null-acht-fünzehn-Aufgaben nach außen delegiert, dabei Kosten senkt und zudem die eigene Mannschaft für wichtigere Aufgaben freischaufelt. Aber man muss dabei sehr aufpassen.

ZDNet: Wo liegt das Problem?

Zilch: Zum einen verliert sich selbst bei preisgünstigen Freelancern der Kostenvorteil, wenn man sie das ganze Jahr hindurch fünf Tage die Woche und acht Stunden am Tag einsetzt. Sie sind dann auch nicht produktiver als die eigenen Leute. Folgenreicher ist, dass ein freier Mitarbeiter dann nur noch für den einen Kunden arbeiten kann und mit der Zeit das Recht auf eine volle Stelle erwirbt. Davon machen die Externen gerne Gebrauch, wenn sie krank werden. Sie klagen auf Einstellung und gewinnen.

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ZDNet.de Redaktion

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