Wenn aber Anti-Spyware-Anbieter anfangen, die Anzahl der in ihrer jeweiligen Datenbank enthaltenen Spyware-Programme herunterzubeten, sollte man die Zahlen mit einem gesunden Mistrauen betrachten. Es sind heute also entweder 5.000 oder 30.000 unterschiedliche Variationen von Spyware verbreitet. Was denn nun? Jene Unternehmen, die versuchen, allein mit der schieren Größe ihrer Anti-Spyware-Datenbanken zu beeindrucken, zählen häufig bereits winzige Abweichungen als eigene Signatur in ihrer Datenbank, dieweil andere Unternehmen sie einfach zu einer Familie von Spyware zusammenfassen und diese Familie einmal zählen.

Überraschenderweise blieben Versuche, sich zusammenzusetzen und zu bestimmen, was Spyware ist und was nicht, bisher erfolglos. Das Consortium of Anti-Spyware Technology Vendors (COAST) war eine von Pestpatrol (jetzt Teil von Computer Associates), Webroot (den Herstellern von Spysweeper) und Aluria (den Herstellern von Spyware Eliminator) gegründete Gruppe, die sich aber vor einigen Monaten nach bösartigen inneren Kämpfen bezüglich der Definition von Spyware aufgelöst hat. Inzwischen haben neue Koalitionen und Arbeitsgruppen den Platz von COAST eingenommen, jedoch sind diese vermutlich alle zum Scheitern verurteilt.

Viel Geld für die einen, wenig Vorteile für die Allgemeinheit

Mittlerweile hat Microsoft sein Interesse am Kauf von Claria (vormals Gator) ausgesprochen. Wenig überraschend hat man bei Microsoft Antispyware (Beta) gerade die Dringlichkeit der Empfehlung zur Entfernung von möglicher Spyware von Claria heruntergestuft. Stellen diese Dateien keine Bedrohung mehr für die Privatsphäre im Netz dar? Kann die von Microsoft getroffene Entscheidung seitens unabhängiger Dritter nachvollzogen werden? Oder liegen Microsoft hier die eigenen Interessen am Herzen?

Solange es keine Einigkeit darüber gibt, wie viele ernsthafte Bedrohungen durch Spyware existieren, wird das wahre Ausmaß des Spyware-Problems im Dunkeln bleiben. Bevor nicht die Anti-Spyware-Anbieter aufhören, sich allein um ihre jeweiligen finanziellen Aussichten zu sorgen, und lernen, ihr Wissen mit anderen zu teilen, wird es in der absehbaren Zukunft wohl leider noch mehr Spyware geben. Es ist kein Wunder, dass so viele Menschen ihre Internetgewohnheiten ändern – heutzutage muss man wirklich selbst auf sich acht geben.

Page: 1 2 3

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Digitale Produkte „cyberfit“ machen

Vernetzte Produkte müssen laut Cyber Resilience Act über Möglichkeiten zur Datenverschlüsselung und Zugangsverwaltung verfügen.

2 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Das jüngste Update für Windows, macOS und Linux stopft drei Löcher. Eine Anfälligkeit setzt Nutzer…

3 Tagen ago

Apple schließt Zero-Day-Lücken in iOS, iPadOS und macOS

Zwei von Google-Mitarbeitern entdeckte Schwachstellen werden bereits aktiv gegen Mac-Systeme mit Intel-Prozessoren eingesetzt. Sie erlauben…

3 Tagen ago

Gefährliche Anzeigen für Passwortmanager Bitwarden verbreiten Malware

Die Hintermänner haben es unter anderem auf Daten von Facebook-Geschäftskonten abgesehen. Opfer werden über angebliche…

3 Tagen ago

Public Cloud: Gartner erwartet 2025 weltweite Ausgaben von 723 Milliarden Dollar

Bis 2027 werden 90 Prozent der Unternehmen eine Hybrid-Cloud-Strategie umsetzen.

4 Tagen ago

iPhone 15 ist bestverkauftes Smartphone im dritten Quartal

Apple belegt in der Statistik von Counterpoint die ersten drei Plätze. Samsungs Galaxy S24 schafft…

4 Tagen ago