„Ich hoffe natürlich, dass eine solche Messe, die viel Innovation und Neues bietet, die Kauflust stimuliert.“ So hatte sich Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement vergangene Woche auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin ausgedrückt. Was Clement vielleicht nicht so klar war: Innovationen ziehen auch Preissenkungen nach sich. Durch die Einführung von neuen Camcordern beispielsweise werden vielleicht lang geplante Anschaffungen möglich, da bisherige Modelle massiv im Preis fallen. Solche Kauflust ist zwar nicht ganz so stimulierend für die Industrie, kommt dafür aber auch dem Verbraucher und seinem Geldbeutel zugute.
Im Bereich digitaler Camcorder schreitet die Innovation eher trippelnd voran. Solange wenige Kunden das das Bedürfnis haben, Filme in HD-Qualität aufzunehmen, bleiben die Hersteller bei CCD-Chips mit 800.000 Pixeln. Fortschritte sieht man vor allem hinsichtlich der Display-Größe oder des optischen Zooms. Ein Highlight der IFA 2005 sind außerdem Mini-DV-Camcorder mit zusätzlich eingebauter Festplatte. Wer darauf verzichten kann, bekommt hervorragende Camcorder der vorangegangenen Generation für nur noch knapp über 300 Euro.
Die Camcorder Panasonic NV-GS 17 und Sony DCR-HC 17 sind Mini-DV-Camcorder, zeichnen also digital auf Bändern auf. Dies ist das derzeit verbreitetste Medium für Camcorder und für Einsteiger sehr empfehlenswert, wenn kein besonderer Grund gegeben ist, auf ein anderes Medium zu setzen. Insbesondere klingt die Möglichkeit der Aufnahme direkt auf DVD zwar verlockend, ist in der Praxis aber wenig praktisch und führt zu großen Gehäusemaßen. Mehr zu diesem Thema steht im ZDNet-Leitfaden Alles über Digital Video.
Bein einem Camcorder ohne Wechselspeicher, welcher schnell in ein PC-Laufwerk geschoben werden könnte, gehört das Interface zu den wichtigsten Punkten. Kein Problem für die vorgestellten Modelle: Beide Duellanten verfügen über USB- und Firewire-Anschlüsse, außerdem AV- und S-Video für den direkten Fernsehanschluss. Während die Kabel für den TV-Anschluss zum Lieferumfang gehören, gilt dies nicht für das Datenkabel.
Panasonic stattet seinen Camcorder mit einem eigenen Objektiv aus, Sony setzt seine Kooperation mit den Carl-Zeiss-Werken fort und verbaut deren Linsen. Was Panasonic vielleicht an Lichtempfindlichkeit weniger bieten kann, wird durch das bessere Zoom wettgemacht: 24fache Vergrößerung macht Panasonic möglich, ’nur‘ 20fache Sony. Die digitale Zoom-Verstärkung dagegen führt zu hohem Qualitätsverlust und sollte bei der Entscheindung für oder gegen einen Camcorder keine Rolle spielen.
Die Sony-Kamera ist etwas kleiner (vor allem schmäler) und leichter als das Panasonic-Modell. Doch auch 10 Gramm Unterschied können letztlich nicht als entscheidender Vorteil gelten. Welche Entscheidung soll man also treffen? Ein Blick auf die Besonderheiten beider Modelle lohnt sicherlich. Die Panasonic-Kamera wird zum Beispiel durch einen Joystick gesteuert, das Sony-Gerät dagegen durch Tasten. Ob man eines der Modelle vorzieht, kann letztendlich nur ein Test in einem Laden entscheiden. Viele Anwender empfinden aber den Joystick als sehr angenehm.
Ein Extra fehlt der Panasonic-Kamera jedoch komplett: eine integrierte Leuchte für Innenaufnahmen, wie sie die Sony besitzt. Diese Lampe wird zwar nicht regelmäßig zum Einsatz kommen, unter anderem wegen des deutlich höheren Stromverbrauchs, ist aber im Zweifelsfall ein sehr nützliches Feature.
Der Camcorder Sony DCR-HC 17 ist mit einem Ladenpreis von 337,49 Euzro etwas teurer als der Panasonic NV-GS 17, den man schon für 307 Euro bekommt. Der Mehrpreis scheint aber durch die integrierte Leuchte und die etwas kompaktere Bauform gerechtfertigt. Beide Camcorder ermöglichen einen hochwertigen Einstieg in Digital Video zu einem nunmehr wirklich nicht mehr hohen Preis. Ob Wolfgang Clement auch schon eine hat?
Die genannten Preise wurden am 5. September 2005 mit Hilfe mehrerer Preissuchmaschinen ermittelt. Alle Preise verstehen sich inklusive Mehrwertsteuer, aber exklusive Versandkosten.
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