Die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin tut es, und auch die PDS-Bundestagsabgeordnete Petra Pau hat gerade damit angefangen. Bei der SPD macht es Andrea Nahles, Katrin Göring-Eckardt (Grüne) ist dabei und die CDU schickt Katherina Reiche ins Rennen. Die Rede ist vom Bloggen.
Auch die Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) hat ein eigenes Blog und kann sich in Deutschland über den Titel „ranghöchste bloggende Politikerin“ freuen. „Im US-Wahlkampf zwischen George Bush und John Kerry bin ich erstmals auf die Weblogs aufmerksam geworden“, sagt Zypries.
Eher zufällig habe sie dann das Blog ihres französischen Parteifreundes Dominique Strauss-Kahn im Internet gefunden und sich gesagt, „so etwas möchte ich auch haben“. Seit Juni bloggt die Ministerin nun und muss sich wie andere, weit weniger bekannte Blogger im Netz behaupten, um Aufmerksamkeit und möglichst viele Links und Kommentare zu ihren Einträge zu bekommen. „Mit meinem Weblog möchte ich mit den Bürgerinnen und Bürgern kommunizieren“, sagt die Ministerin. Sie wolle einen lebendigen Einblick in ihren Alltag als Bundestagskandidatin geben.
Der Hamburger Politikwissenschaftler Hans J. Kleinsteuber ist skeptisch, was den Einsatz von Blogs im Wahlkampf angeht: „Ich finde es richtig, neue Wege der Kommunikation auszuprobieren. Bisher ist
das Ergebnis aber enttäuschend.“
Der IT-Manager Nico Lumma betreibt das Portal blogg.de und ist überzeugt, dass Blogs eine wichtige Rolle im Wahlkampf spielen könnten. „Politiker erreichen mit Blogs Bürger, die niemals freiwillig ihre Webseiten besuchen würden“, meint Lumma. Zusammen mit anderen Bloggern gründete Lumma bereits im Juni das „Wahlblog“. Politiker seien dort „ganz normale Autoren, genau wie die anderen
Blogger“, meint Lumma.
Auch große Portale wie Focus Online und AOL haben längst das Potenzial bloggender Politiker erkannt und bieten Politikern aller Couleur die Möglichkeit, im Wahlkampf auf Blogs zu setzen. Doch dass die Plattform allein noch kein gutes Blog ausmacht, mussten auch die Politik-Blogger schnell lernen.
Einigen Politikern gelingt es bislang kaum, die Leser zum Kommentieren zu bringen, und für die grellen
Farben der AOL-Seiten – Hermann Otto Solms von der FDP bloggt auf quietschgelbem Hintergrund, Katrin Göring-Eckardts Blog ist knallgrün – gab es Spott in manch anderen Blogs.
Politikwissenschaftler Kleinsteuber meint, wenn man im Wahlkampf schon auf Blogs setze, sollten sie auch Teil des Wahlkampfkonzepts werden. „Man könnte zum Beispiel die Adressen auf Wahlplakaten veröffentlichen.“ Mit Weblogs könnten internetaffine, jüngere Wähler erreicht werden. Derzeit seien Blogs aber kaum in die Wahlkampfstrategien der Parteien eingebunden, und das merke man auch
an der Qualität der Angebote.
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