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Vorstandschef zerlegt Infineon

Erst hü, dann hott: Der Münchener Chiphersteller Infineon wird jetzt doch umgebaut. In seiner Sitzung am 17. November soll der Aufsichtsrat den Weg für die Trennung vom verlustreichen Speichergeschäft frei machen. Dies erfuhr das „Handelsblatt“ aus Unternehmenskreisen. Europas zweitgrößter Chiphersteller verspricht sich von dem Schritt offenbar deutlich bessere Entwicklungsmöglichkeiten für das übrig bleibende lukrative Geschäft mit Halbleitern für die Auto- und Telekommunikationsindustrie.

In den Kreisen heißt es, Konzernchef Wolfgang Ziebart habe die Aufspaltung bereits seit seinem Amtsantritt im September vor einem Jahr geplant. Der ehemalige Continental-Manager sei davon überzeugt, dass die Infineon-Aktie wegen der Speicherchipsparte an der Börse einen Bewertungsabschlag hinnehmen müsse. Mit den so genannten D-Rams haben die Münchener in den vergangenen Jahren wiederholt hohe Verluste eingefahren. Deshalb könne die frühere Siemens-Tochter keine neuen Mittel am Kapitalmarkt bekommen.

Frisches Geld sei aber wichtig, um langfristig im lukrativen Markt für so genannte Logik-Chips zu wachsen. Infineon verkauft hier unter anderem Halbleiter für die Autobranche, für Handys und für die Industrie. Die Logik steht für rund 60 Prozent des gesamtes Umsatzes von rund sieben Milliarden Euro.

Infineon ist kräftig unter Druck, weil es dem Konzern seit dem Börsengang im Frühjahr 2000 nicht gelungen ist, dauerhaft in die schwarzen Zahlen zu kommen. Selbst im Rekordjahr 2004, als die Chipbranche die Umsätze um ein Viertel steigerte, musste sich das Unternehmen mit einem mageren Gewinn begnügen. Im letzten Quartal lief erneut ein Verlust von 240 Millionen Euro auf. Das schlägt sich im Aktienkurs nieder: Das Papier dümpelt um die Acht-Euro-Marke. Zum Vergleich: Der Emissionspreis lag bei 35 Euro.

Analysten fordern deshalb schon lange eine Trennung von den Speicherchips. Dem folgt nun offenbar der Konzernchef. In einer Überprüfung habe sich gezeigt, dass sich die Geschäftsfelder auseinander entwickelt hätten. Die Rechnung, wonach die teuren Maschinen erst für die D-Ram-Produktion und später für die Logik eingesetzt werden, gehe nicht mehr auf, heißt es in den Kreisen.

Im Juni 2004 hatte sich Europas zweitgrößter Chipanbieter noch gegen eine Trennung entschieden. „Für Infineon sind Speicherchips Teil des Kerngeschäfts“, sagte damals Michael Majerus, der Finanzvorstand des Speicherbereichs. Majerus begründete dies mit Synergien zwischen den Bereichen.

Nach dem Aufsichtsrat müsste im Februar die Hauptversammlung die Aufspaltung genehmigen. Im Frühjahr oder Sommer 2006 könnten die Speicherchips dann an die Börse kommen. Ein Verkauf an einen Finanzinvestor gilt als unwahrscheinlich. Damit hätte Infineon zwar schnell viel Geld in der Kasse. Doch das Unternehmen wäre mit seiner hohen Liquidität ein begehrtes Ziel für Hedge-Fonds, heißt es in den Firmenkreisen.

Dem Vernehmen nach verspricht sich Infineon durch die Aufspaltung auch neuen Schwung am Aktienmarkt. Die zwei Bereiche ziehen offenbar unterschiedliche Investoren an: Das stark schwankende Speichergeschäft werde von Zockern bevorzugt, der berechenbarere Logik-Bereich von auf Sicherheit bedachten Anlegern. „Die Infineon-Aktie schmeckt momentan beiden nicht“, lautet die Einschätzung der Kreise.

Interne Berechnungen haben offenbar ergeben, dass die zwei Sparten auf eigenen Beinen gut überleben könnten. „Hier gibt es überhaupt kein Größenproblem“, berichten Insider. Die Infineon-Experten seien darüber hinaus zu dem Schluss gekommen, dass die im Konzern bleibende Logik-Sparte auch alleine dem Aktienindex Dax angehören würde.

Infineon selbst wollte sich zu dem Umbau gestern nicht äußern. „Wir kommentieren solche Spekulationen nicht“, sagte ein Sprecher. Die Vorbereitungen für die Trennung hat Infineon bereits getroffen. Vor Jahresfrist hat Ziebart die Vorstandsressorts neu verteilt. Jetzt sind die Spitzenmanager jeweils für einzelne Geschäftsfelder verantwortlich. Zuvor hatten sie Querschnittsfunktionen. Zudem wurden die Werke den Sparten zugeordnet. Die zentrale Forschung wurde aufgelöst und auf die Bereiche verteilt.

ZDNet.de Redaktion

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