Nur 17 Prozent der deutschen Unternehmen haben bisher mobile Kommunikationslösungen im Einsatz. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens IDC erlebe man zwar in der Öffentlichkeit einen Hype, der allerdings von der Realität nicht gedeckt sei, so die Analyse des IDC-Beraters Thomas Reuner bei der Vorstellung der Studie ‚Mobile Enterprise – Bestandsaufnahme und Herausforderungen in Deutschland, 2005″. Rund 79 Prozent der Firmen verweigern sich bis heute der mobilen Umsetzung ihrer Geschäftsprozesse. Nur E-Mail-Programme seien bisher den Kinderschuhen entwachsen. Das liege vor allem an den Anforderungen von Vorständen und Außendienstlern, den beiden Hauptnutzergruppen der mobilen Informationstechnik (IT).
Die Gründe für die sehr langsame Penetration von mobilen Anwendungen liegen nach Marktanalysen des Beratungshauses TCP Terra Consulting Partners (TCP) in Lindau überwiegend in den Applikationen selbst. „Mit Ausnahme von Großunternehmen und größeren Mittelständlern verfügen die restlichen Unternehmen – und das ist die Masse an potentiellen Anwendern gerade im Außendienst – nicht über genügend IT-Kompetenz und Budgets, um Lösungen reibungslos in einen Geschäftsprozess einzuführen. So hat ein regionaler Heizung- und Installationsservice mit 30 bis 40 Technikern im Außendienst überhaupt nicht die Kompetenz, um eine entsprechende Lösung selbst einzuführen. Einem Getränkegroßhändler, der seine Fahrer steuern möchte, fehlt ebenfalls das IT-Wissen, um beurteilen zu können, welche der vielen Angebote für mobile Kommunikation für ihn in Frage kommen“, betont TCP-Geschäftsführer Michael Sander.
Damit seien die Einstiegshürden, auch die emotionalen Widerstände, viel zu hoch, da es für dieses große Marktsegment kein Plug and Play gebe. Die Angebotskomplexität sei nach Erkenntnissen von TCP weitaus höher als die Bereitschaft und Fähigkeit der potentiellen Kunden, sich mit mobiler IT beschäftigen. „Aus diesem Grund hat TCP sich im vergangenen Jahr zusammen mit einer großen Industrie- und Handelskammer und einem speziellen Anbieter für mobile Kommunikation im Außendienst bemüht, eine KMU-Mittelstandsplattform aufzubauen. Die Plattform hosted als ASP-Modell komplett die Warenwirtschaft und den Außendienst, an die sich kleine und mittlere Unternehmen andocken können. Das Modell sah vor, am Anfang eine Trial-and-Error-Phase für die Kunden zu ermöglichen, die von Schulungen und Installationsservice begleitet wird, aber nur geringe Investitionen erfordert“, führt Sander aus. Auf diese Weise hätte ein potentieller Geschäftskunde mit wenig Aufwand eine für ihn passende Anwendung testen können und den Nutzen live erfahren. „Diese Geschäftsidee kam allerdings zu früh, da damals kein Mobilfunkbetreiber investieren wollte. Der Glaube, dass die Kunden von alleine kommen, herrscht immer noch vor“, kritisiert Sander.
Es wäre nach seiner Ansicht sinnvoller, wenn gerade die Mobilfunkbetreiber den Markt stärker bearbeiten würden. Ein Mobilfunkunternehmen könnte sich durch den Aufbau von Plattformen für Geschäftsanwendungen stärker profilieren und Kunden an sich binden. „Diese Plattformen müssten Mobilfunkunternehmen technisch betreiben und inhaltlich mit einer Vielzahl von Applikationen attraktiv gestalten. Im Markt für Privatkunden hat sich da schon viel mehr getan“, weiß Sander. Nach der IDC-Studie scheitert der Einsatz für mobile IT auch an dem fehlenden Interesse des Managements. Nur in 17 Prozent der Unternehmen können IT-Leiter oder CIOs mobile IT-Projekte eigenverantwortlich umsetzen. Neben dem Vorstand behindern auch Budgetbeschränkungen den Einsatz der mobilen Lösungen. 42 Prozent der Firmen planen für entsprechende Projekte mit einem Budget von unter 100.000 Euro. „Das reicht gerade einmal für die Beschaffung und Einbindung von 50 PDAs“, so IDC-Berater Reuner.
Bei 71 Prozent der Unternehmen sind die Zeiteinsparungen und die Verbesserung der Kommunikation zwischen den Mitarbeitern (65 Prozent) die Hauptgründe für eine Investitionsentscheidung für mobile IT. Nur für 44 Prozent sind Kostensenkungen ein Motiv. 39 Prozent bevorzugen eine Zusammenarbeit mit einem IT-Anbieter, 29 Prozent setzen dagegen auf ein ‚best-of-breed‘-Verfahren mit verschiedenen Dienstleistern. Für die Studie ‚Mobile Enterprise – Bestandsaufnahme und Herausforderungen in Deutschland, 2005‘ wurden 962 Interviews mit Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern geführt.
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