Die in Paris ansässige Medienaufsichtsorganisation Reporters Without Borders hat ein Handbuch mit nützlichen Tipps für Blogger und Regierungskritiker in Staaten, die von Zensur geprägt werden, herausgegeben. Der Leitfaden „Handbook for Bloggers and Cyber-Dissidents“ wurde teilweise vom französischen Außenministerium finanziert und beinhaltet technische Hinweise, um in der Onlinewelt anonym zu bleiben. Er kann in den Sprachen Chinesisch, Arabisch, Persisch, Englisch und Französisch kostenlos heruntergeladen werden. Blogger seien häufig die einzigen wirklichen Journalisten in Ländern, wo die Mainstream-Medien zensiert werden und unter großem Druck stehen, heißt es von der Organisation.
Das 87-Seiten starke Booklet beinhaltet Anleitungen zum Eröffnen und Betreiben eines Blogs, sowie dem Gebrauch von Pseudonymen und anonymen Proxies, die anstelle der leicht nachvollziehbaren Computer-IP-Adresse eingesetzt werden können. „Mit ein wenig Menschenverstand, Beharrlichkeit und vor allem durch Nutzung der richtigen Werkzeuge, sollte jeder Blogger die Möglichkeit haben, sich vor Zensur zu schützen“, sagt Julien Pain, Leiterin der Medienaufsicht. In einer Reihe von persönlichen Berichten erklären Blogger, wie sie versucht haben gegen die Zensur in Ländern wie China, Nepal und Iran vorzugehen. Am Ende des Handbuchs findet sich eine „Meisterschaft“ der Top-Internetzensoren, die von China angeführt wird. Online-Aufrufe zu freien Wahlen hätten dort eine maximale Lebensdauer von einer halben Stunden, schreibt Pain.
Ob ein derartiger Leitfaden zum Verwischen der eigenen Internetspuren auch für den deutschsprachigen Raum sinnvoll wäre, bezweifelt Vasco Sommer, Managing Partner von Blog.de. „Man muss beachten, welche Wirkung Blogs haben. Jene, die bekannt werden, haben immer auch ein Gesicht. Es wäre eher kontraproduktiv für den Erfolg eines Blogs, wenn er völlig anonym präsentiert würde.“ Für Staaten, in denen die Öffentlichkeit mit der Zensur kämpft, sei die Anleitung zur Anonymität im Netz jedenfalls nützlicher. Eine Gefährdung durch Missbrauch des Handbuchs sieht Sommer nicht. „Wenn Personen ernsthaft daran interessiert sind, kriminelle Inhalte zu verbreiten, dann gibt es immer Möglichkeiten auch dagegen vorzugehen.“ Viele jener gesetzeswidrigen Webseiten seien inzwischen auf osteuropäische Server ausgelagert und dadurch werde es auch schwieriger dagegen vorzugehen.
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