Am heutigen Montag Morgen gegen 9 Uhr kalifornischer Zeit wird in San Francisco wohl das Ende einer langen Abwehrschlacht besiegelt. Dann wird Ed Colligan, Vorstandschef von Palm, zusammen mit Microsoft-Gründer Bill Gates und Denny Strigl, CEO des Mobilfunkanbieters Verizon, voraussichtlich ein neues Smartphone von Palm vorstellen – mit Microsoft-Betriebssystem.
In Erwartung dieses Ereignisses stieg die Palm-Aktie am Wochenende nachbörslich um bis zu fünf Prozent. Der neue Treo soll „Windows Mobile 5“ als Betriebssystem haben und das aktuelle Modell „Treo 650“ mit Palm OS ergänzen und letztlich ablösen, heißt es in Branchenkreisen. Es werde bei HTC in Taiwan hergestellt, Organizer, Internet und Mobilfunk verbinden sowie sich gegen Geräte wie Blackberry von RIM oder den Communicator von Nokia durchsetzen. HTC fertigt auch den derzeitigen Treo und MDA-Smartphonss auf Windows-Basis zum Beispiel für T-Mobile. Die Firmen selber kommentierten die Gerüchte am Wochenende nicht und verwiesen auf die für Montag angesetzte Pressekonferenz.
Palm beherrschte mit seinem Betriebssystem „Palm OS“ in den Anfangsjahren der New Economy den Markt für Handheld-Computer („PDA“) nahezu monopolartig. Das Startup aus dem Silicon Valley, Ausgründung aus dem Technologiekonzern 3Com, war nach dem Ende des erfolglosen Apple-Organizers „Newton“ für viele das Synonym für den erfolgreichen Widerstand der Kleinen gegen die Großen. In diesem Fall, wie so oft, Microsoft.
Stück für Stück konnte Microsoft aber den Vorsprung zunichte machen. Mittlerweile gehören der schrumpfende Markt für PDA und der wachsende Markt für Smartphones dem Microsoft-Betriebssystem „Windows“ sowie Symbian (Nokia) und Blackberry (RIM). Zuletzt war es einsam geworden um Palm. In einer verzweifelten Rettungsaktion wurde zuerst der angeschlagene zweitgrößte Lizenznehmer Handspring übernommen. Dann stellte aber auch noch der wichtigste verbliebene Partner, die Sony Corp., den Vertrieb ihrer Palm-Organizer („Clie“) ein.
Nachdem das noch von Handspring entwickelte „Treo 600“ nur in den USA erfolgreich war, konnte sich zuletzt das Treo 650 mit Palm OS nach anfänglichen Schwierigkeiten im Markt etablieren. Im vergangenen Quartal, teilte Palm am Freitag mit, konnten 460 000 Treos verkauft werden, ein Plus von 160 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In Deutschland hat der Treo im Juli 2005 mit acht Prozent Marktanteil den fünften Platz bei Smartphones erreicht. Im Vorjahr war der Anteil praktisch Null. Heute liegt der Treo schon vor Sony-Ericsson (fünf Prozent). Die Nummer Eins bei Smartphones ist T-Mobile, gefolgt von Nokia.
Die Ausweitung der Produktreihe von Palm auf Microsoft-Geräte war möglich geworden, nachdem vor zwei Jahren die Software-Entwicklung des Betriebssystems zunächst in das Tochterunternehmen „Palmsource“ ausgegliedert und an das japanische Unternehmen Access für knapp 325 Millionen Dollar verkauft worden war. Am Freitag hatte Palm für das abgelaufene Quartal einen Umsatz von 342 Millionen Dollar gemeldet, ein Plus von 25 Prozent zum Vorjahr. Der Nettogewinn lag mit gut 18 Millionen Dollar unter dem Vorjahreswert von knapp 20 Millionen Dollar. Die Softwaretochter Palmsource hatte dagegen zuvor weiter schrumpfende Lizenzumsätze und einen Quartalsverlust ausgewiesen.
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