ZDNet: Herr Hehmann, der VW Karmann Ghia gilt als das Auto-gewordene deutsche Wirtschaftswunder…
Hubert Hehmann: Der Ghia war seiner Zeit um einen Schritt voraus. Jeder, der in der Nachkriegszeit zeigen wollte, dass er es geschafft hatte, interessierte sich für dieses Auto. Es passte einfach perfekt in seine Zeit und noch heute sind viele Menschen von seinem Chic begeistert. Mit über 500.000 produzierten Fahrzeugen wurden die Planungen um mehr als das Zehnfache übertroffen.
ZDNet: Was war entscheidend für den Erfolg?
Hubert Hehmann: Im Wirtschaftswunder-Deutschland konnte und wollte man zeigen, dass es wieder aufwärts ging. Designer Luigi Segre hat dem Sportwagen italienisches Flair verpasst und das ergänzte perfekt die Zuverlässigkeit der Volkswagen-Technik. Optisch setzte der VW Karmann Ghia Maßstäbe und bis heute gibt es nur wenige Modelle, die ein Segment derart geprägt haben.
ZDNet: Würde der VW Karmann Ghia mit moderner Technik nicht auch im heutigen Markt seinen Platz finden? Warum baut Karmann keine Neuauflage und überlässt Mazda die Massenproduktion von kleinen Flitzern?
Hubert Hehmann: Der Ghia der 50er Jahre ist nicht in die heutige Zeit zu transferieren. Die Vorschriften für aktive und passive Sicherheit wie zum Beispiel für den Fußgängerschutz haben sich gravierend verändert. Auch die Ansprüche der Kunden an Komfort und Fahreigenschaften sind ganz andere als damals. Deshalb müsste das Design des Ghia angepasst werden. Das ursprüngliche Konzept würde zwangsläufig verwässert. Das Ergebnis wäre ein Kompromissauto, das wahrscheinlich nicht an die Erfolge des Originals anknüpfen könnte.
ZDNet: Was hat sich bei der Fahrzeug-Entwicklung seit 1955 verändert?
Hubert Hehmann: Das ist überhaupt nicht mehr zu vergleichen. Beim Ghia gab der damalige VW-Chef Heinz Nordhoff praktisch im Alleingang grünes Licht für die Produktion. Heute sind alle Abläufe wesentlich komplexer und professioneller. Sie haben sich auch zu einer höheren Professionalität hin entwickelt.
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