Die elektronische Gesundheitskarte wird kommen – soviel steht fest. Doch wann sie die bisherige Krankenkassenkarte ersetzt, ist noch offen. Eigentlich sollten im Oktober erste große Feldtests starten. Doch bei dem Projekt, das Ärzte, Apotheken, Krankenhäuser und Krankenkassen vernetzen soll, gibt es erneut Verzögerungen. Der Industrie beschert die Verspätung Verluste in Millionenhöhe. Bislang gingen die potenziellen Hersteller von Karten und Lesegeräten davon aus, dass die Gesundheitskarte – wie ursprünglich geplant – Anfang 2006 flächendeckend eingeführt wird.
„Die Unternehmen haben sich an den Zeitplan gehalten und frühzeitig Personal und Forschungsgelder bereitgestellt“, sagt Pablo Mentzinis, der beim Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) für die Gesundheitskarte zuständig ist. Durch die Verzögerungen sei der IT-Branche in den letzten drei Jahren ein Schaden von 50 Millionen Euro entstanden.
Konzerne wie Siemens, T-Systems, IBM und SAP erhoffen sich von der Einführung der elektronischen Karte Großaufträge. Immerhin müssen 123.000 niedergelassene Ärzte, 65.000 Zahnärzte, 2200 Krankenhäuser, 21.000 Apotheken und 270 Krankenkassen zuverlässig miteinander vernetzt werden. Neben 80 Millionen Chipkarten müssen auch Lesegeräte und so genannte Konnektoren hergestellt werden. Sie verschaffen den Computersystemen des Arztes Zugang zu den Daten, die auf der Gesundheitskarte oder auf einem Server gespeichert sind.
Bis die Industrie in Produktion gehen kann, werden nach Bitkom-Schätzungen wohl noch einige Monate vergehen. „Wir rechnen damit, dass die Gesundheitskarte erst im letzten Quartal 2006 flächendeckend kommt“, sagt Mentzinis. Das Bundesgesundheitsministerium hält offiziell daran fest, die Karte – zumindest schrittweise – noch 2006 einzuführen. Kassen, Ärzte und Verbraucherschützer rechnen jedoch erst frühestens 2007 damit.
Das Hauptproblem besteht zurzeit darin, dass es keine verbindlichen Vorgaben für die Umsetzung der elektronischen Gesundheitskarte gibt. Die für die technische Planung verantwortliche Gesellschaft für Telematikanwendungen (Gematik), die von Spitzenverbänden des Gesundheitswesens gegründet wurde, ist zerstritten. Ärzte und Krankenkassen beschuldigen sich gegenseitig, die Daten so verwalten zu wollen, dass der eigenen Partei ein Wettbewerbsvorteil entsteht. Es sei der Gematik nicht gelungen, den eigenen Terminplan umzusetzen und entsprechende Beschlüsse zu fassen, kritisiert Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium Klaus Theo Schröder.
„Es hakt noch bei einigen Grundsatzfragen“, bestätigt ein Gematik-Sprecher. Zehn wichtige Punkte sind noch offen, wie aus einem Brief des Gesundheitsministeriums an die Gematik hervor geht. Diese muss die Gematik nun auf Weisung des Ministeriums klären. So ist zum Beispiel noch offen, was die Gesundheitskarte alles leisten muss. „Wir müssen jetzt durch technische Vorgaben sicherstellen, dass die Karte alle vorgesehenen Anwendungen unterstützt“, sagt Staatssekretär Schröder.
Auch ein Testlabor muss die Gematik schleunigst einrichten, in dem simuliert wird, wie Ärzte, Krankenhäuser und Apotheken in verschiedenen Situationen die neue Karte nutzen können. Die Labortests können aber wiederum erst beginnen, sobald alle Spezifikationen abgeschlossen und alle offenen Fragen geklärt sind.
Im nächsten Schritt werden dann die mit einem Mikroprozessor ausgestatteten elektronischen Karten in Modellregionen getestet. Doch noch steht nicht fest, wo das sein wird. Es gibt noch keine Kriterien nach denen die Regionen ausgewählt werden sollen. Trotz der vielen offenen Fragen geht man im Gesundheitsministerium davon aus, dass die ersten Feldtests noch in diesem Jahr starten können.
Eins ist allerdings heute schon klar, ähnlich wie beim Mautsystem von Toll Collect, wird es das 1,4 Milliarden Euro teure Projekt „Elektronische Gesundheitskarte“ vorerst nur in einer abgespeckten Version geben. So werden auf Chip zunächst nur die Angaben zum Versicherungsstatus, die Berechtigung, im europäischen Ausland behandelt zu werden und das elektronische Rezept gespeichert sein. Die letzte Funktion soll die 700 Millionen Rezepte ersetzen, die Ärzte jährlich auf Papier ausstellen.
Mit dem „eRezept“ können laut Gesundheitsministerin Ulla Schmidt jedes Jahr 300 Millionen Euro eingespart werden. Denn das Papier-Dokument muss in Apotheken und Rechenzentren zu Abrechnungszwecken wieder eingescannt werden. Das elektronische Rezept hebt diesen Bruch der elektronischen Übertragungskette auf. Die Verwaltung wird so effizienter. Außerdem werden die Patienten die Möglichkeit bekommen, auf ihrer neuen Karte einen Notfalldatensatz einzurichten. Sie können Daten über Blutgruppe, Allergien und Herzkrankheiten abspeichern lassen. So erhalten Ärzte im Notfall schnell Informationen über den Patienten, die für eine effiziente Behandlung wichtig sein können. Die Speicherung dieses so genannten Notfalldatensatzes ist jedoch freiwillig.
Schritt für Schritt soll die Karte später mit weiteren Funktionen ausgestattet werden. In ein paar Jahren werden Ärzte dann an ihrem PC digitalisierte Röntgenbilder, Blutanalysen und Arztbriefe des Versicherten von der Karte abrufen können. Dadurch sollen – so hoffen die Krankenkassen – teure Doppeluntersuchungen vermieden werden. Bis allerdings sowohl die elektronische Gesundheitskarte als die Ärzte die nötige technische Infrastruktur haben, wird es noch mindestens bis 2010 dauern.
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