ZDNet: Wie wichtig ist Ihnen Fedora eigentlich?
Szulik: Fedora kostet uns eine Menge Geld, daran sollten Sie die Wichtigkeit des Projektes für uns ablesen können. Wir machen das im Prinzip seit 1993 und sind nie von unserem GPL-Status abgewichen. Und erinnern Sie sich an den SCO-Fall: Wir haben über eine Million Dollar für die Verteidigung der freien Software-Entwickler ausgegeben! Die Community will zuallererst gute Software entwickeln – und dabei mit einem verlässlichen Partner aus der Industrie zusammenarbeiten. Fedora stellt die DNA von Red Hat. Solche Projekte sind essentiell wichtig für die IT-Industrie. Ähnliches galt für Suse: Es muss schlimm für Sie als Deutschen gewesen sein, dass das Unternehmen geschluckt wurde.
ZDNet: Sie hatten bekanntlich Ihre Chance, Suse zu akquirieren. Nur hat sich Novell durchgesetzt…
Szulik: Wir haben ja selbst einige Akquisitionen durchgeführt und dabei die Erfahrung gemacht, wie hart die Integration einer anderen Firma in die eigene ist. 500 oder 600 Leute zu integrieren ist eine große Herausforderung. Ein anderer Grund war, dass das Retail-Business nicht zu unserer Ausrichtung passte.
ZDNet: Novell versucht sich den Community-Bonus mittels Opensuse.org zurückzuholen. Das ganze erinnert natürlich an Fedora, auch wenn Jack Messman das bestreitet. Haben Sie eine Meinung dazu?
Szulik: Nun, es ehrt mich, wenn wir imitiert werden. Es gibt immer ‚Second Handers‘, also Leute, die sich der Ideen anderer bedienen. Aber eigentlich interessiert mich das nicht – mich interessiert ausschließlich, was unsere Kunden wollen.
ZDNet: Bei Fedora geht es um den engen Kontakt zur Entwicklergemeinde. Sie sagen jedoch selbst, dass Red Hat immer mehr Teil der Industrie wird – ‚langweilig‘ in Ihren eigenen Worten. Sie wollen auch gar nicht ‚gegen‘ jemanden antreten. War das aber nicht gerade der ursprüngliche Impetus der Open Source-Bewegung? Linux gegen Windows ins Feld zu führen? Verlieren Sie so nicht die Unterstützung der Entwicklergemeinde, die Sie für Fedora doch so dringend brauchen?
Szulik: Es ging nie um einen Kreuzzug gegen Microsoft. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum es Red Hat heute noch gibt. Sehen Sie: Ich selbst stamme aus Boston, habe viel Zeit am Massachusetts Institute of Technology (MIT) verbracht und bin mit Leuten wie Richard Stallman abgehangen. Alle OSS-Entwickler, die ich kenne, wollten nicht ‚gegen‘ jemanden arbeiten. Alles was Sie wollen, ist es die ‚besten‘ Tools zu bauen und mit ihnen zu arbeiten. Genau das erlaubt ihnen Open Source. Käme aus dem Hause Microsoft etwas ähnlich gutes, würden sie das benutzen. Unglücklicherweise ist dies nicht der Fall, also müssen sie eigene bauen. Der Wille zur guten Software ist die Antriebskraft der Community, nicht dieser ‚Lasst-uns-Bill-Gates-Schlagen‘-Ansatz.
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