Hardware-Strategien und Programmiermodelle

Nexus ist eine Technologie zur digitalen Rechteverwaltung, die zunächst in die X360-Spielkonsole eingebettet wurde, aber viel umfassendere Implikationen hat. Im Wesentlichen stellt Nexus einen Einzelpunkt dar, an dem drei Kontrollwerte übereinstimmen müssen, damit das Betriebssystem lädt, die DVD läuft und das Spiel startet. Dementsprechend kann eine mit Nexus ausgerüstete Spielkonsole an ein Heim-HDTV-Gerät angeschlossen werden, um eine völlig „Rechte geschützte“ Umgebung für eine ausgeliehene Film-DVD, ein netzwerkfähiges Multi-User-Spiel oder Webzugang zu bieten – und zusätzliche Technologien einschließlich der lizenzierten Anwendung von Microsoft Office unter Microsoft Windows XP können nach Belieben integriert werden.

Die Attraktivität des DRM für Hersteller von Filmen und anderer Unterhaltung ist hier für Microsoft die 10-Milliarden-Dollar-Wette, aber aus der Programmiermodellperspektive ist die Durchführung der interessante Teil. Der Prozessor in der ersten X360 ist ein 3-Core-, 6-Thread- 3,2 GHz Power PC-kompatibler und hauptsächlich vom G5-Prozessor abgeleiteter Prozessor. Wichtig ist daran, dass dieser Prozessor das Unix-Thread-Modell in Hardware einbettet und deshalb eine grundsätzliche Veränderung des Programmiermodells erfordert, das für x86er Prozessoren funktionierte.

Man kann annehmen, dass deren Ziffern besagen, dass auf diesem Prozessor Darwin und die Mac OS X-Shell von Apple äußerst gut und Windows XP schwerfällig laufen, das heißt ohne neue Fehler, aber langsam – wahrscheinlich ungefähr auf dem Niveau eines 1,5-GHz-x86-Prozessors. Der Grund dafür ist, dass Code, der schon für die G4/G5-Umgebung optimiert wurde, sehr gut für diesen Prozessor kompilieren müsste, aber Code aus der Welt der x86er wird ungefähr so gut funktionieren, wie x86er-Spiele und Anwendungen, die für den Mac neu kompiliert wurden und schon immer langsam gelaufen sind.

Es wird gemunkelt, dass das „Big top“-Projekt von Microsoft viele der technischen Eigenschaften in sich trägt, einschließlich Thread-Unterstützung und asynchronem Kontrollfluss im Unix-Stil, die schon vor einigen Jahren als Teil der „Longhorn“-Vision angepriesen, aber inzwischen anscheinend zugunsten einer weiteren NT-Generation aufgegeben wurden. Falls lieferbar, würde ein solches Betriebssystem gut zum Multicore-Multithread-Power PC in der X360 passen, aber für x86er geschriebene Anwendungen würden offensichtlich nicht gut laufen. Was man dann mit anderen Worten hat, ist ein so grundsätzliches Umdenken in der Designphilosophie, dass man im Hinblick auf diese Ideen von Microsoft sozusagen die technische Entsprechung der seriellen Monogamie erwarten müsste.

Wie genau sie das machen wollen, ist nicht sehr offensichtlich – aber eine Möglichkeit wäre, die existierende Macintosh-Code-Basis für Office zu nutzen, um es relativ frühzeitig für die X360 zu liefern, das Netzwerk-Betriebssystem einzuwechseln, wenn es erhältlich sein wird, und dann die daraus entstandene Home Computing-Basis genau zu dem Zeitpunkt als NT-Ersatztechnologie gewinnbringend wieder zur Geschäftsanwendungen zu machen, wenn x86 vom Markt verschwindet. Das mag sich seltsam anhören, aber man muss sich die Vorteile vor Augen führen, falls es ihnen gelingt: Zugang zu echtem Multithreading, ein Ende der Nutzung unlizenzierter Software und ein Ende der Fragen zur Abwärtskompatibilität für x86er-Hardware, die einen 5-Millionen-Zeilen-VMS Clone in ein 60-Millionen-Zeilen-Monster verwandelt haben.

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ZDNet.de Redaktion

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