CNET: In Ihrem Buch schreiben Sie, dass intelligenzverstärkte Menschen Softwareprogramme ausführen werden und dass „Regierungsbehörden gelegentlich den legitimen Bedarf haben werden, diese Softwaredatenströme [in unseren Gehirnen] zu überwachen“. Klingt das nicht etwas zu sehr nach Orwell?
Kurzweil: Ich denke, es muss ein Gleichgewicht geben, ähnlich dem, das heute vorherrscht. Wir müssen uns der Möglichkeiten, die diese Technologien bieten, sehr genau bewusst sein. Wir haben gerade jetzt ein existentielles Risiko in Bezug auf die Fähigkeit der Schaffung von biologischen Viren durch die Biotechnik. Auch die Nanotechnologie wird destruktive Anwendungen haben. Wie auch die Starke KI. Ich habe beim Kongress einen Antrag eingereicht, dass wir ein Manhattan Project brauchen, um Reaktionsmaßnahmen auf biologischen Viren einzuführen. Bisher verfügen wir nicht über dieses System.
Wir müssen eine asymmetrische Kriegsführung an jeder Front bekämpfen. Es gibt dabei eine legitime Aufgabe für die Regierung. Dabei sollte uns ermutigen, wie gut wir heute mit den Softwareviren fertig werden, die immer raffinierter werden.
CNET: Für mich scheint es aber so, dass die Viren in ihrer Anzahl und Zerstörungskraft durchaus exponentiell zunehmen. Wie wollen Sie das mit einer Welt, in der die Menschen Softwareprogramme ausführen in Einklang bringen?
Kurzweil: Das ist ein Beispiel dafür, wie sich die kreativen und destruktiven Aspekte der Technologie entwickeln. Man hört die Leute ja auch nicht sagen: „Das Problem ist so groß, wir sollten das Internet abschaffen.“ Trotz der wirklich ärgerlichen Softwareviren können wir neue Entwicklungen nicht einfach von unserer Liste streichen. Unser Leben wird mehr und mehr von Software beherrscht und Softwareviren werden somit immer mehr zu einer Bedrohung.
CNET: Welche Rechte zum Schutz der Privatsphäre sollten und werden wir in einigen Jahrzehnten haben?
Kurzweil: Derzeit sind wir wegen asymmetrischer Kriegsführung und Terroristen besorgt. Kleine Gruppen können auf internationaler Ebene verheerendes Unheil anrichten. Ich denke dass die Intelligenz hierbei eine Rolle spielen sollte, welche die Privatsphäre so weit einschränkt wie dies zur Vermeidung von solchen Ereignissen erforderlich ist. Es muss ein Gleichgewicht geben. Das ist keine einfache Angelegenheit.
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1 Kommentar zu 2045: Menschen werden zu Göttern
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Geschwurbel
Schon wieder so ein Euphoriker! Man kann das ekstatische Deklamieren dieser techikgläubigen Zukunftsgurus nicht mehr hören! Wie steht es denn mit dem exponentiellen Wachstum angesichts der fallenden Geburtenrate in den westlichen Zivilisationen? Gibt es evtl. nicht doch Grenzen des Wachstums?
Angesichts seiner 200 Nahrungsergänzungsstoffe kann man unschwer vorhersehen, wie es kommen wird: Herr Kurzweil wird – was ihm keiner gönnen wird – unvorhersehbar früh erkranken und seine Biologie verfluchen.
Na denn …