Gegner von Softwarepatenten machen wieder mobil

Die Patengegner zeigen sich in ihrem Kampf verbissen und haben ein neues Schlachtfeld entdeckt: Nachdem sie der EU Beine gemacht haben, wollen sie nun die Wahl zum „Europäer des Jahres 2005“ beeinflussen. Eine Gruppe von Persönlichkeiten aus der Welt der Open-Source-Software (OSS) hat sich zu Wort gemeldet. An die „Softwareentwickler und -anwender rund um den Globus“ erging In einer Nosoftwarepatents-Pressemitteilung ein Aufruf, in einer öffentlichen Internetabstimmung für Florian Müller, den Gründer der Kampagne Nosoftwarepatents.com, zu votieren. Müller tritt gegen Kandidaten wie U2-Frontmann Bono, Bob Geldof und Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling an. Diverse Spitzenpolitiker, darunter der deutsche Noch-Bundeskanzler Gerhard Schröder und seine Nachfolgerin Angela Merkel, stehen ebenfalls zur Wahl. An der Abstimmung, die am 11. November schließt, kann die weltweite Öffentlichkeit teilnehmen. Die Gewinner werden am 2. November bekannt gegeben.

Das besagte Konsortium besteht aus Alan Cox, Maintainer des Linux Kernel und Red Hat Fellow; Rasmus Lerdorf, Vater der Programmiersprache PHP; Tim O’Reilly, Buchverleger und Konferenzveranstalter; Richard Stallman, Präsident der Free Software Foundation; und Monty Widenius, der die Datenbank MySQL ins Leben rief. In der Erklärung heißt es unter anderem: „Auch andere Nominierte stehen für berechtigte Bedenken und ehrenwerte Anliegen. Allerdings haben diese Themen und Personen bereits viel Aufmerksamkeit in den Massenmedien erfahren, während die Auswirkungen von Softwarepatenten auf die ganze Welt – auch auf Entwicklungsländer – noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit brauchen. In dem Sinne, dass Softwarepatente letztlich Monopole auf Gedankenschritte sind, sind sie sogar eine Menschenrechtsfrage.“

Die Community-Größen erklärten des weiteren ihre Unterstützung für die Wahlempfehlungen, die Nosoftwarepatents.com in mehr als einem Dutzend Sprachen im Internet veröffentlicht hat. Eine Liste von Stimmempfehlungen, die Nosoftwarepatents.com bereitstellt, erklärt die Rolle, die einzelne Kandidaten im Zusammenhang mit Softwarepatenten spielten. Wähler sollen so gezielt die Gegner von Softwarepatenten belohnen und die Befürworter einer umfassenden Patentierbarkeit von Software meiden.

Müller wurde am 22. September für den europapolitischen Preis nominiert. Die Jury zollte Anerkennung für seinen politischen Einsatz gegen einen Richtlinienvorschlag, der nach seiner Ansicht Softwarepatente in Europa legalisiert hätte. Das Europäische Parlament wies die Gesetzesvorlage am 6. Juli mit einem Ergebnis von 648 zu 32 Stimmen ab.

Müller hatte die Nosoftwarepatents.com-Kampagne im Jahr 2004 mit der Unterstützung von Firmen wie 1&1, Red Hat und MySQL gegründet und leitete diese Kampagne bis einschließlich März 2005. Dann übertrug er seine Website an den Förderverein für eine Freie Informationelle Infrastruktur (FFII), eine Vereinigung gegen die Patentierbarkeit von Computerprogrammen.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Microsoft nennt weitere Details zu kostenpflichtigen Patches für Windows 10

Erstmals liegen Preise für Verbraucher vor. Sie zahlen weniger als Geschäftskunden. Dafür beschränkt Microsoft den…

19 Stunden ago

Microsoft verschiebt erneut Copilot Recall

Die Entwickler arbeiten noch an weiteren „Verfeinerungen“. Windows Insider erhalten nun wohl eine erste Vorschau…

2 Tagen ago

GenKI im Job: Mitarbeitende schaffen Tatsachen

Laut Bitkom-Umfrage werden in jedem dritten Unternehmen in Deutschland private KI-Zugänge genutzt. Tendenz steigend.

2 Tagen ago

97 Prozent der Großunternehmen melden Cyber-Vorfälle

2023 erlitten neun von zehn Unternehmen in der DACH-Region Umsatzverluste und Kurseinbrüche in Folge von…

2 Tagen ago

„Pacific Rim“-Report: riesiges, gegnerisches Angriffs-Ökosystem

Der Report „Pacific Rim“ von Sophos beschreibt Katz-und-Maus-Spiel aus Angriffs- und Verteidigungsoperationen mit staatlich unterstützten…

2 Tagen ago

DeepL setzt erstmals auf NVIDIA DGX SuperPOD mit DGX GB200-Systemen

NVIDIA DGX SuperPOD soll voraussichtlich Mitte 2025 in Betrieb genommen und für Forschungsberechnungen genutzt werden.

2 Tagen ago