Mehr als 30 Millionen Weblogs, so schätzen Experten, gibt es weltweit. Mit nur etwa 200.000 Weblogs hierzulande gehört Deutschland in der EU eher zu den Schlusslichtern. Dennoch erfreuen sich die Blogs auch in unseren Medien zunehmender Aufmerksamkeit. Ihren medialen Beziehungen und den daraus erwachsenden Chancen für den Journalismus widmete sich eine Expertenrunde auf den Medientagen München (26. bis 28. Oktober).
„Ein Weblog macht für sich alleine noch keinen Journalismus aus“, stellte Klaus Eck, PR-Blogger bei Econcon in München, klar. Die fehlende journalistische Ausbildung der meist noch sehr jungen Blogger und deren mangelhafte Professionalität im Umgang mit Sorgfalt und Recherche sorgten oft für eine klare Abgrenzung zum Journalismus.
Als Reality-Surfing oder „Big Brother im Online-Container“ bezeichnete Lars-Christian Cords, Partner bei Fischer Appelt Kommunikation, das Bloggen. Dennoch könnten auch Journalisten aus Weblogs Nutzen ziehen – sei es für die eigene journalistische Recherche oder auch in Form von Corporate Blogs als Instrument der Unternehmenskommunikation. „Wer Weblogs nicht beachtet, handelt aus der Sicht der Unternehmenskommunikation grob fahrlässig“, warnte Cords. Inhaltlich bewegten sich viele Blogs zwar auf Teenagerniveau. Thematisch relevant aber könnten sie werden, wenn sich Journalisten ihrer als Informationsquelle bedienten – frei nach dem Motto „Dem Volk aufs Maul geschaut“.
Julien Pain, Internet-Experte bei der Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen, sieht in den Blogs die Möglichkeit, ein Stück mehr Meinungsfreiheit zu verwirklichen. Dies gelte insbesondere in totalitären Ländern wie dem Iran oder China. Dabei müsse es sich nicht unbedingt um Journalismus handeln. Julien Pain betonte, Journalisten hätten schließlich kein „Monopol auf Information“.
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