Future-Trends: Podcasting, Radio-On-Demand und mobile Dienste

In der inhaltlichen Vielfalt liegt der Schlüssel zum Erfolg digitaler Radioangebote. Zu diesem Ergebnis kam eine Expertenrunde in einem gemeinsamen Panel der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) und der Medientage zum Thema Digitalisierung des Rundfunks. Mögliche Impulse aus den USA wurden dabei jedoch unterschiedlich beurteilt. Dort haben sich mit gebührenfinanziertem Satellitenradio und frei empfangbarem terrestrischen HD-Radio bereits zwei Technologien etabliert.

Doug Wilsterman, Senior Vice President von Sirius Radio, stellte eingangs den durch Abonnementgebühren finanzierten Satellitenrundfunk in den Vereinigten Staaten vor. Kern des Geschäfts sei die Verbreitung von Radioinhalten über Autoradio. Der Bereich Home Entertainment und die kürzlich gestartete Verbreitung über Mobilfunk spielten nur eine untergeordnete Rolle. Die Gesamtzahl von etwa 220 Millionen Autos in den USA und die Gewohnheit der Menschen, vor allem im Auto Radio zu hören, eröffne den beiden Wettbewerbern XM und Sirius großes Marktpotenzial. So sei zu erwarten, dass die „explosive Entwicklung“ der Anfangsjahre sich fortsetze und sich die Zahl der heute insgesamt neun Millionen Satradio-Abonnenten innerhalb der nächsten zehn Jahre verfünffache. Weitere Konkurrenz sei im Übrigen nicht zu befürchten, da hohe Investitionsaufwendungen und begrenzte Frequenzspektren massive Markteintrittsbarrieren darstellten.

Seine Verbreitung erreiche Sirius Radio durch ein dichtes Vertriebsnetz im Einzelhandel sowie durch Kooperation mit allen führenden Automobilherstellern, die die Empfangsgeräte zu subventionierten Preisen erhielten und zum Teil auch an den von den Hörern zu entrichtenden Abo-Einnahmen beteiligt seien.

„Unser Erfolg aber steht und fällt mit dem Inhalt“, so Wilsterman. So setze Sirius Radio auf inhaltliche Vielfalt und Exklusivität der Inhalte: werbefreie Musikkanäle quer durch alle Genres, Special-Interest-Kanäle und ein breites Angebot in den Bereichen Sport, News und Talk mit prominenten Moderatoren. Dazu werden Datendienste mit Servicefunktionen fürs Auto angeboten.

Bei der Nutzung zeige sich, dass Satradio-Abonnenten nur noch für lokale Informationen wie Lokalnachrichten und Wetter auf die herkömmlichen Radiostationen zugriffen. Eine andere Digitalradio-Technologie aus den USA stellte Jeff McGannon, Director OEM Business Development bei iBiquity Digital, vor: Das terrestrische HD-Radio, das durch digitale Komprimierung eine Vervielfachung der über UKW- und Mittelwelle ausgestrahlten Radiokanäle sowie Datendienste ermöglicht. Auch für McGannon sei letztlich inhaltliche Vielfalt der Schlüssel zum Erfolg. „Wir glauben nicht, dass das terrestrische Radio tot ist“, so McGannon. „Man muss ihm bloß ein bisschen Sauerstoff geben.“ Und dabei habe er auch einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Satellitenradio ausgemacht: „Die Tatsache, dass der Konsument ein neues Endgerät braucht, ist allen Technologien gemeinsam“, sagte McGannon. „Beim UKW-Radio aber fallen für die Hörer keine weiteren Kosten an, da die Inhalte umsonst bleiben.“

Während Sirius seine Expansion in Nordamerika vorantreiben will, soll die HD-Radio-Technologie demnächst in der Schweiz und Frankreich getestet werden. Wegen der nationalen Besonderheiten in Europa aber seien zunächst andere Märkte wie Südamerika interessant, so McGannon. Die europäischen Experten stimmten darin überein, dass eine Digitalisierung der heimischen Radiomärkte in absehbarer Zeit erfolgen werde. Unterschiedlich waren aber die Meinungen, wie diese letztendlich aussehen werde. Radio-Pionier Mike Haas, Berater der BCI Group: „Herkömmliche Radios werden nicht sterben, da lokale Inhalte weiterhin gefragt sind.“ Die inhaltlich armen Musikradios aber könnten den vielfältigen Bedarf der Hörer nicht mehr stillen: „Die werberelevante Zielgruppe, die technisch Interessierten und besser Gebildeten, werden abwandern und die bestehenden Sender mit den restlichen 75 Prozent der Hörer zurücklassen.“

Eine große Chance der Digitalisierung sei es, im regional geprägten deutschen Radiomarkt endlich auch nationale Marken zu etablieren. Die bereits heute mit fest installierten Antennen über Astra europaweit empfangbaren Digitalradio-Angebote seien nur ein „unterentwickeltes Nebengeschäft“, gestand Alexander M. Geurtz ein, Senior Manager Service Development von SES GLOBAL. Zu den Perspektiven eines mobil empfangbaren Satellitenradios in Europa hielt er sich bedeckt. Er räumte aber ein, dass bereits Anbieter Interesse angemeldet hätten. Generell sehe auch er inhaltliche Qualität und Vielfalt als Erfolgskriterien. Fernsehanbieter wie Sky hätten es vorgemacht: „Je mehr Kanäle, desto besser“.

Als eher „bodenständig“ bezeichnete Dr.-Ing. Michael Weber, Gruppenleiter Entwicklung Antennen und Tuner BMW, die Digitalisierungs-Bestrebungen seines Unternehmens: „Wichtig ist für uns nur eins: dass wir digitale Pipes im Fahrzeug haben“, so Weber. Dabei setze man auf eine bereits vorhandene Technologie: Digital Audio Broadcasting (DAB). Flächendeckung und Empfang seien hier gewährleistet. „Aber wir müssen an einer Bandbreitenerhöhung arbeiten“, so Weber.

Veranstalter der Medientage München sind die DVB Multimedia Bayern
GmbH und Gotobavaria, eine Abteilung des Film-Fernseh-Fonds Bayern. Die Medientage werden unterstützt von der Bayerischen Staatskanzlei und der Bayerischen
Landeszentrale für neue Medien (BLM).

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ZDNet.de Redaktion

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