Wir verdanken Weblogs unter anderem Berichte von den Bombennächten in Bagdad, die – in Tagebuchform notiert – glaubwürdiger klangen als jede Nachrichtenmeldung. Kids teilen über dieses offene Tagebuch ihr Leben mit ihrem Freundeskreis – und mit uns allen. Gleichgesinnte bestärken sich weltweit ihn ihren Überzeugungen. Echte Blogger glauben, was sie schreiben und genau in dieser Authentizität liegt die zentrale Stärke dieses Mediums und zugleich seine Achillesferse.
Der Erfolg der Weblogs zeigt zum einen ein hohes Bedürfnis nach Authentizität und zum anderen deren Mangel in den herkömmlichen Medien. Blogger bauen eine eigene Öffentlichkeit auf (siehe auch ZDNet: Blogs: „Reinster Punk“ oder Informationsquelle?). Dieser Erfolg lockt längst auch jene, die hoffen über Authentizität (oder den Anschein davon) verlorene Glaubwürdigkeit zurück zu gewinnen. Immer mehr Verlage hoffen hier auf einen zusätzlichen Vertriebsweg und biedern sich mit eigenen Weblogs an neue Lesergruppen an. Meist aber verschrecken sie die Blogger durch mehr oder weniger hemmungslos in die Textbeiträge eingeflochtene Eigenwerbung. Hier verwischen wohl definierte Grenzen. Gleichzeitig sind Verlage auf ein Minimum journalistischer Sorgfalt verpflichtet – weshalb die Spontaneität vieler Beiträge oft schwer erzwungen klingt.
Etwas geschickter gehen IT-Konzerne vor, die mit den Weblogs ihrer weltbekannten Chefs den Blick hinter die Kulissen versprechen. Aber glaubt wirklich jemand ernsthaft, dass etwa Sun-COO Jonathan Schwartz seinen Blog selbst betreut? Keine Marketing-Abteilung würde ihre Chefs unzensiert bloggen lassen – schon aus rechtlichen Gründen.
Es scheint daher eher zweifelhaft, ob Hersteller und Medien über Weblogs Glaubwürdigkeit zurückgewinnen können. Hinzu kommt, dass Blogger sich aus kommerzieller Sicht als kaum berechenbar erwiesen haben. Zwar wird in vielen Blogs freizügig über Unternehmen, insbesondere der IT-Branche, diskutiert – mit vielen Quellenangaben, die Zuverlässigkeit suggerieren. Informationen der Unternehmen jedoch, gar Pressemitteilungen, auf denen sich eine Urteilsbildung gründen könnte, werden von den meisten Bloggern meist mit Abscheu behandelt. Die Folge: Ein übles Gerücht, falls es in das Weltbild der jeweiligen Community passt, verbreitet sich rasend schnell, während eine Berichtigung es so gut wie nie auf die ersten Seiten einer Suchmaschine schafft.
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