Der vor der Privatisierung stehende australische Telekomkonzern Telstra will mit einer neuen Wachstumsstrategie wieder in Fahrt kommen. In den kommenden fünf Jahren sollen bis zu 10.000 Stellen gestrichen werden, kündigte Konzernchef Solomon Trujillo vor Investoren in Sydney an. „Wenn wir die Strategie einführen, werden wir nicht mehr dieselbe Anzahl von Angestellten und Lieferanten brauchen weil wir die Komplexität reduzieren“, sagte Trujillo. „Mit mehr Einfachheit können wir schlanker sein.“
Derzeit beschäftigt Telstra nach eigenen Angaben rund 52.000 Mitarbeiter. Im Rahmen dieses Plans will der Konzern außerdem eine Milliardensumme in den Netzwerkausbau stecken. So sollen etwa zehn Milliarden Australische Dollar (6,2 Milliarden Euro) in den Aufbau eines Internet-basierten Netzwerks investiert werden. Darüber hinaus will Telstra das existierende CDMA-Netzwerk durch ein 3G-GSM-Netzwerk ersetzen, um eine bessere Netzabdeckung zu erreichen. Die Zahl der verschiedenen Plattformen soll um 60 Prozent geschrumpft werden.
Zusätzlich zu dem angekündigten massiven Stellenabbau korrigierte Telstra auch seine Gewinnerwartung für das laufende Geschäftsjahr 2005/06 nach unten. Demnach könnte das EBIT im Vergleich zum Vorjahr um bis zu 30 Prozent schrumpfen. Der Aktienkurs geriet daraufhin ins Rutschen und verlor knapp sieben Prozent. Das wiederum wirft erneut einen Schatten auf die anstehende Privatisierung. Im kommenden Jahr will die australische Regierung ihren verbliebenen 51,8-prozentigen Anteil an Telstra verkaufen und erhofft sich Einnahmen von bis zu 30 Milliarden Australische Dollar (18,7 Milliarden Euro).
Derweil stehen auch bei den europäischen Telekomschwergewichten weitere Restrukturierungsmaßnahmen an. So hat etwa die Deutsche Telekom Anfang dieses Monats angekündigt, in den kommenden drei Jahren 32.000 Stellen, vor allem in der Festnetzsparte T-Com, zu streichen. Dank Neueinstellungen und der Auslagerung von Mitarbeitern in eine Beschäftigungsgesellschaft schrumpft der Personalstand um rund 19.000 Mitarbeiter. Bei dem Trend zum Stellenabbau ist nach Analystenmeinung zumindest bei den ehemaligen Monopolisten auch noch kein Ende abzusehen.
„Alle europäischen Ex-Monopolisten haben noch Überkapazitäten“, sagte etwa Frank A. Rothauge, Telekom-Analyst der deutschen Privatbank Sal. Oppenheim im Gespräch mit pressetext. Mit der Einführung der IP-Netze sei am Ende der Dekade wieder mit mehr überschüssigem Personal zu rechnen. Als Hoffnungsschimmer für die Telekombranche erweisen sich allerdings zunehmend die Wettbewerber der Ex-Monopolisten, die laut Rothauge derzeit mehr Stellen aufbauen.
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