Anbieter von Cobol-Entwicklungssystemen wie Acu-Cobol und Micro Focus arbeiten seit dem Jahr-2000-Boom fieberhaft an der Modernisierung der Sprache. Schon Mitte der 90er konnte man damit objektorientiert arbeiten, inzwischen funktionieren damit auch Web-Services und J2EE. Selbst die Open-Source-Community interessiert sich (ein wenig) dafür. Es gibt ein Open Cobol und Schnittstellen zu Eclipse.
Das wichtigste Argument: Gerade große Unternehmen haben über Jahrzehnte hinweg das Firmen-Know-how, mit dem sie sich gegenüber den Konkurrenten absetzen, in Cobol-Code umgesetzt. Weltweit wurden Billionen von Euro und Hunderttausende von Mannjahren in diese Programme investiert. Die Anwendungen in einer anderen Sprache neu zu schreiben käme viel zu teuer. Außerdem wäre die Gefahr groß, wertvolle Funktionen zu verlieren. Warum also sollten die Unternehmen derartige Risiken eingehen, solange die Software läuft?
Dennoch: Die große Zeit von Cobol ist vorbei. Neuentwicklungen werden damit nur in Ausnahmefällen angegangen. Wenn Blome Gartner-Group-Studien zitiert, nach denen die Zahl der in Cobol geschriebenen Anwendungen ebenso wenig sinkt wie die der Anwender, so beschreibt er Stagnation, Bestandswahrung. Das hat viel damit zu tun, dass die meisten Anwendungen in „konservativen“ Umgebungen laufen. Gemeint sind einerseits Mainframes und andererseits Anwenderunternehmen wie Banken- und Versicherungen.
Großrechner zählen wie Cobol zur Kategorie der immer wieder totgesagten Überlebenskünstler. Zwar bleiben High-End-Systeme weiterhin ein gutes Geschäft für Big Blue, doch kleinere Mainframe-Typen werden zunehmend ausgemustert und durch leistungsfähige Intel- oder AMD-Maschinen ersetzt. Finanzdienstleister, die ihre Cobol-Programme jahrzehntelang stolz als in Code gegossenes Firmen-Know-how verteidigten, beugen sich dem Kostendruck und setzen zunehmend auf preisgünstigere Standard-Software.
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