Neben Indizien, dass Microsoft Unternehmen mit dem Zuckerbrot wieder auf seine Linie zu bringen versucht, kursieren aber auch ganz andere Berichte: Gelegentlich komme auch die Peitsche zum Einsatz. Sernet, das am Kartellverfahren der EU-Kommission gegen Microsoft beteiligt ist, hat Einzelheiten zu einem Fall veröffentlicht: „Wir haben die EU über diese Vorfälle informiert, sie wissen also Bescheid“, berichtete Lendecke. „Aber niemand ist bereit, darüber zu sprechen, weil jeder in der Branche auf die eine oder andere Weise von Microsoft abhängig ist. Daher sind diese Informationen für die EU-Kommission nur von begrenztem Wert. Sie brauchen jemanden, der dazu auch vor Gericht aussagt.“

Die EU-Kommission wollte zu diesen speziellen Fällen keine Stellung beziehen, ebenso wenig zum Kartellverfahren gegen Microsoft im Allgemeinen. Im September jedoch hieß es, die Kommission würde aufgrund „informeller Beschwerden“ weitere Anklagepunkte gegen Microsoft erwägen.

Die Art dieser informellen Beschwerden ist bislang nicht bekannt. Allerdings kursieren Berichte, wonach Unternehmen unter Druck gesetzt wurden, ihre Open-Source-Pläne nicht öffentlich bekannt zu machen. „Ich kenne Unternehmen, die Firefox oder Thunderbird einsetzen. Sie sprechen aber nicht darüber, weil sie Angst haben, sie müssten sonst mehr für ihre Microsoft Office-Lizenzen bezahlen“, berichtete Tristan Nitot, President von Mozilla Europe, auf der diesjährigen Open-Source-Softwarekonferenz FOSDEM. „Die Leute halten sich ziemlich bedeckt – denken Sie an das Linux-Projekt von München“, fuhr er fort. „Sie fangen an, darüber zu reden, und plötzlich kommt Ballmer und legt ihnen die Daumenschrauben an.“

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ZDNet.de Redaktion

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