Unternehmen könnten noch aus einem anderen Grund vor dem Schritt an die Öffentlichkeit zurückschrecken, sobald sie den Wechsel zu Open-Source beschlossen haben: Microsoft könne dies zum Anlass nehmen, ihre Software zu überprüfen. Laut Gavin Beckett, verantwortlich für die IT-Strategie des Bristol City Council, ist dies einer der Gründe, warum Unternehmen in Bezug auf Open Source-Migrationen nur zögerlich an die Öffentlichkeit gehen. ZDNet traf ihn letzten Monat auf der OASIS-Konferenz in London.

„Es besteht Grund zur Sorge, dass Microsoft dann die Software überprüfen will“, sagte Beckett auf der Konferenz. Er fügte allerdings hinzu, dass dies nicht passierte, als Bristol letztes Jahr den Wechsel von Microsoft Office zu Star Office bekannt gab.

Taylor von Sirius berichtet, dass öffentlich gemachte Open-Source-Migrationen gelegentlich auch die BSA (Business Software Alliance) auf den Plan ruft. Verschiedene seiner Kunden hätten kurz nach den ersten Berichten über das Projekt von der BSA eine Anfrage für ein Audit erhalten. Die BSA ist bekanntlich ein Branchenverband, der von einer Reihe von Unternehmen wie Microsoft unterstützt wird. Er soll sich weltweit um das Problem von unlizenzierter Software kümmert.

„Ich habe durchaus eine auffällige zeitliche Nähe zwischen Publicity und Software-Audits beobachtet“, berichtete Taylor. „Das ist bei ziemlich vielen meiner Kunden vorgekommen. Aber wer kann schon belegen, dass dabei ein kausaler Zusammenhang besteht?“ Ein hochrangiger Manager eines großen Herstellers, der Open-Source einsetzt, bestätigte diese Aussage. Andere Open-Source-Berater wie Brucherseifer und Seigo erklärten allerdings, dass dies bei ihren Kunden noch nie vorgekommen sei.

Charlebois erläuterte die Position von Microsoft. Dem Konzern komme es darauf an, mit Kunden gut zusammenzuarbeiten. Nur so könne sichergestellt werden, dass sie die entsprechenden Vorschriften einhalten: „Microsoft macht Software-Reviews oder Audits nicht zur Voraussetzung für Gespräche mit Kunden. Wir verfolgen schwerpunktmäßig eher einen beratenden Ansatz, gerade im Hinblick auf Software Asset Management (SAM). Das sorgt nicht nur dafür, dass sich die Kunden gesetzeskonform verhalten, sondern ermöglicht diesen auch die vollständige Kontrolle über ihre IT-Anlagegüter. In der Folge erhalten sie eine effizientere Verwaltung ihrer Bestände sowie eine Übersicht über den künftigen Bedarf an Technologie.“

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ZDNet.de Redaktion

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