Vier Datenbanken auf dem Prüfstand

MySQL ist wohl vor allem aus zwei Gründen überall bekannt – erstens weil die Datenbank eine Open-Source-Lösung ist und zweitens, das wohl entscheidende Argument für die meisten Benutzer, weil sie kostenlos erhältlich ist. Von kostenlosen Produkten anderer Hersteller ist man gewohnt, dass es sich dabei meist um „Mogelpackungen“ handelt, die zum Beispiel nur eine einzelne CPU unterstützen, eine eingeschränkte Größe von Speicher und Datenbank bieten oder auf eine bestimmte Leistung begrenzt sind, um den Highend-Produkten des gleichen Herstellers nicht ins Gehege zu kommen.

Nicht so bei MySQL. Hier gibt es keine eingebauten Begrenzungen, wie weltweit viele große Implementierungen beweisen.

MySQL ist kostenlos, wer jedoch die zweifelhafte Sicherheit eines formellen Support-Vertrags wünscht, zahlt dafür pro Jahr je nach Anforderungen zwischen 595 und 4995 Dollar. Positiv zu erwähnen ist der Umstand, dass die Support-Kosten nicht an die Anzahl der CPUs oder Benutzer gekoppelt sind. So können Unternehmen, die ein großes Data Warehouse oder Online-Transaktionssystem betreiben und je nach Bedarf für den Support entweder gar nichts oder maximal 4995 Dollar (pro Server) bezahlen. Viele entscheiden sich natürlich für die kostenlose Variante, da der Support durch die MySQL-Community sehr umfangreich ist. Da muss man schon ganz viel Pech haben, um auf ein Problem zu stoßen, das diese Leute nicht bereits kennen und beheben können. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass für die Entwicklung eines für den Weitervertrieb bestimmten kommerziellen Produkts auf Basis von MyQSL natürlich eine Gebühr anfällt.

Nach Abschluss des Tests kam MySQL Version 5 auf den Markt, sodass die Funktionen in der Tabelle diesbezüglich aktualisiert wurden. Einige der neuen Funktionen der Version 5 sind gespeicherte Verfahren, Auslöser, die Archive Storage Engine und die Federated Storage Engine, die verschiedene physikalische Server zu einer einzigen logischen Datenbank verknüpft.

MySQL ist zur gesamten möglichen Hardware-Palette kompatibel und benötigt als eingebettete Anwendung nur 64 MByte Flash Card und 16 MByte RAM-Speicher. Damit kann MySQL für Multi-CPU-Server und Cluster aus diesen genutzt werden, wobei die Cluster-Unterstützung eine vollständige Fehlertoleranz umfasst.

Auch was die Datenbankgröße anbelangt, hat diese Lösung mit einem Limit von 64 TByte pro Tabelle viel zu bieten. Ein Blick auf die Spezifikationen zeigt, dass MySQL bei den meisten Funktionen mit den Produkten anderer Anbieter gleichauf liegt. So ist es in der Tat ein wenig unfair, MySQL nur mit den Einstiegsprodukten anderer Hersteller zu vergleichen, da MySQL darauf ausgelegt ist, auch mit den komplexeren Datenbanken der Unternehmensklasse mitzuhalten. Da die Basisinstallation der Software ohnehin sowohl kleine als auch für Unternehmen ausgelegte Datenbanken unterstützen kann, sind keine Software-Upgrades erforderlich – die einzige Zusatzausgabe besteht in der Anschaffung der für die jeweiligen Anforderungen notwendigen Hardware-Plattform.

Für Server-Betriebssysteme ist eine breite Unterstützung vorhanden – den Händlern zufolge kann man MySQL auf jeder Unix-, Linux-, Windows- oder Netware-Umgebung installieren.

Während die Version 4.x von MySQL Dateneingabefehler wie zum Beispiel Buchstaben in einem Datenfeld durchgehen ließ und lediglich entsprechende Warnungen anzeigte, bietet die Version 5 nun einen Modus an, in dem Transaktionen im Falle von Verletzungen der Eingaberegeln nicht übernommen werden. Die Datensatzsperrung ist im Speicher implementiert, scheint dabei aber so wenig Speicherplatz zu belegen, dass es zu keiner Sperrenausweitung kommt. Dirty Reads treten nur auf, wenn man den Isolationsmodus ausdrücklich auf „ungesperrt“ setzt.

Die Installation auf Windows Server 2003 verlief sehr schnell und mit selbst für Anfänger geringem Konfigurationsaufwand, bei welchem den Benutzern ein einfach zu navigierender Konfigurationsassistent zur Verfügung steht. Während der Konfiguration werden im Installationsprogramm einfache Optionen angezeigt, die über neun Bildschirmanzeigen hinweg den Server und seine Nutzung beschreiben. So lassen sich alle Server-Parameter festlegen, ohne dafür einen einzigen Befehl zur Befehlszeileneingabe kennen zu müssen.

Auf den ersten Blick mag es scheinen, dass man bei der Verwaltung der Datenbank nicht um die Befehlszeileneingabe herumkommen kann, was gar nicht so einfach ist, wenn man bislang nur mit grafischen Benutzeroberflächen für die Bedienung von Betriebsystemen oder Anwendungen gearbeitet hat. Allerdings muss man sich dafür gar nicht mal so viele Befehle merken und auch die Syntax ist relativ logisch aufgebaut. Wer sich mit SQL auskennt, wird ohnehin meist nicht auf der grafischen Oberfläche arbeiten, sondern direkt in die Befehlszeile schreiben. Da aber in Unternehmen die Datenbankadministration häufig von einem nicht speziell in SQL geschulten Mitarbeiter neben anderen Aufgaben ausgeübt wird, könnte eine grafische Benutzeroberfläche durchaus von Nutzen sein.

Kompatibilität 9
Keine Begrenzung der CPU-Anzahl, guter Funktionsumfang, gute Benutzeroberfläche, Lösungen für Windows, Netware, Mac, Unix und Linux.
Zukunftssicherheit 8
Hervorragende Skalierbarkeit ohne dafür zu Unternehmensversionen wechseln zu müssen, wie dies bei anderen Anbietern der Fall ist, native Unterstützung für Clustering und Failover.
ROI 9
Hervorragender Wert – kostenlos und doch mit vielen Funktionen und guter Leistung.
Service 7
Support, Garantie und IP-Sicherheit bei Teilnahme an MySQL Network, vom Basispaket (595 Dollar) bis zum Rund-um-die-Uhr-Service mit 30-minütiger Antwortzeit (4995 Dollar) pro Server jährlich. Direkt durch qualifizierte Support-/Entwicklungsmitarbeiter. Nicht-GPL-Lizenzen ebenfalls verfügbar sowie Schulung, Zertifizierung und Beratung.
Gesamtbewertung 8,3

Zwei kurze Downloads genügen und schon hat man MySQL Query Browser und MySQL Administrator zur Hand. Anders als man vielleicht erwarten würde, wirken diese beiden Oberflächen keineswegs unprofessionell.

Administrator bietet zwar vielleicht nicht ganz so viele Funktionen wie Oracle oder DB2 von IBM, ist dafür aber besonders benutzerfreundlich und mit seinen übersichtlichen Grafiken sehr einfach zu navigieren. Es besitzt durchaus alle Funktionalitäten, die ein Neuling zur Datenbankadministration benötigt, und vieles mehr. Man kann von der Oberfläche aus Benutzer verwalten, die Datenbank konfigurieren und optimieren, Datenbanken sichern und wiederherstellen sowie den Zustand der Datenbank überprüfen.

Der Query Browser bietet ähnliche Funktionen und vereinfacht das Anlegen und Ändern von Tabellen, das Erstellen und Verwalten von Abfragen sowie das Debuggen von SQL-Scripts.

Will man eine Datenbank von einer anderen proprietären Datenbank wie MS SQL Server, Oracle oder MS Access migrieren, so wird dieser Prozess durch das Migration Toolkit erheblich vereinfacht, welches ebenfalls mit der benutzerfreundlichen grafischen Oberfläche ausgestattet ist.

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ZDNet.de Redaktion

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