Vier Datenbanken auf dem Prüfstand

DB2 Express ist die Einstiegslösung der DB2-Datenbankfamilie, zu welcher Workgroup Server, Workgroup Server Unlimited, Enterprise Server und Enterprise Server DPF gehören.
Das Express-Produkt ist sowohl auf Windows- als auch auf Linux-Plattformen ausführbar. Es ist nur bis zu zwei CPUs lizenzierbar und eignet sich (obgleich der Kaufpreis keine Beschränkung der Benutzerzahl vorsieht) für maximal 20 bis 30 gleichzeitige Benutzer. Interessanterweise zählt Oracle bei seinen Lizenzierungs- und Gebührenmodellen eine Dual-Core-CPU als 1,75 CPUs, wogegen IBM diese als einzelne CPU betrachtet. Das bedeutet, dass man Express ganz legal auf einem Dual-Core-System ausführen kann.

In Hinblick auf den Funktionsumfang dieses Produkts ist allerdings Vorsicht geboten, da DB2 zwar viele Funktionen bietet, diese jedoch nicht immer standardmäßig enthalten sind – so sind viele von ihnen nur als optionale Extras oder gar nicht erhältlich. Bei Enterprise Server DPF ist zum Beispiel die Partitionierung über mehrere Server hinweg für mehr Leistung und Redundanz die einzige standardmäßige Option.

Installation und Konfiguration sind äußerst einfach und Einsteiger können dazu den logischen und simplen Schritten des Assistenzprogramms DB2 Wizard folgen. Solche Assistenten bieten häufig verschiedene Möglichkeiten zur Erstellung und Konfigurierung von Datenbanken, die ausführlich erläutert werden und viele aufwendige Konfigurationseinstellungen im Hintergrund ausführen. So wurde bei der Konfiguration in DB2 eine Option angezeigt, mit der sich die Datenbankleistung je nach Nutzungsmodell anpassen lässt. Dabei standen drei Modelle zur Wahl: ein Transaktionsmodell, ein Data Warehouse-Modell sowie – falls diese beiden zu verwirrend erscheinen oder die verwendete Umgebung einen Mix aus beiden darstellt – eine dritte Option, welche die ersten beiden Modelle kombiniert.

Die DB2-Express-Datenbank von IBM umfasst zweifellos die umfangreichsten und benutzerfreundlichsten Funktionen in Hinblick auf den Import und die Kompatibilität von Dateien. Der Importassistent ist einfach zu bedienen und die Importeigenschaften der Dateien lassen sich mithilfe einer standardmäßigen grafischen Benutzeroberfläche festlegen, mit der auch Anfänger ohne Probleme zurechtkommen.

Eine weitere interessante Funktion ist die Option Database Federation (die allerdings extra kostet). Innerhalb einer Nutshell benutzt Federation so genannte Wrapper um dem Frontend des Benutzers die Abfrage der Datenbankanwendungen anderer Anbieter zu ermöglichen. So kann man zum Beispiel ein Lagerverwaltungssystem auf Sybase und ein HR-System auf SQL Server betreiben, wobei die entsprechenden Wrapper aus DB2 Express dem Frontend eine nahtlose Abfrage sämtlicher Datenbanken erlauben. Die Software ist sogar in der Lage, SQL-Befehle neu zu schreiben um so die Leistung auf den verschiedenen Datenbanken zu verbessern.

Auch wenn die in DB2 vorgesehenen 512 GByte pro Tabelle beispielsweise im Vergleich zu den 64 MByte von MySQL nicht gerade üppig erscheinen, ist theoretisch eine Anzahl von bis zu 32.768 Tabellen, also 16.384 TByte, möglich.

Während die Zeilensperrung in Oracle unabänderbar ist, lassen sich die Sperrniveaus in Express so festlegen, dass Dirty Reads (das heißt die Datenbank erlaubt dem Benutzer das Lesen aktualisierter Daten, die von ihrem Urheber noch nicht freigegeben wurden) zugelassen werden oder dass diese gesperrt werden. Ersteres Vorgehen erhöht natürlich die Gesamtleistung enorm – diese Entscheidung muss man aber je nach seinen Anforderungen treffen.

Die Sperrliste von Express wird im RAM-Speicher geführt (anders als bei Oracle, wo die Sperrungen in der Tabelle erfolgen), sodass bei starker Auslastung oder außergewöhnlichen Umständen der Pufferspeicher für die Sperrliste überlastet sein kann. Dies kann zu Zeilensperrungen führen und im Extremfall sogar eine Sperrenausweitung auf Seiten und Tabellen zur Folge haben. Kommt dies häufig vor, ist eindeutig zu wenig RAM-Speicher vorhanden. Tritt dieser Effekt jedoch nur gelegentlich auf, bleibt abzuwägen, ob sich die Zusatzausgabe für den selten genutzten Speicher unter dem Aspekt der höheren Benutzerzufriedenheit lohnt. Leider ist es so, dass bei hoher Auslastung und auftretender Sperrenausweitung die Transaktionsgeschwindigkeit drastisch absinkt, da weite Teile der Datenbank nicht mehr verfügbar sind.

Kompatibilität 6
Auf zwei CPUs beschränkt, breiter Funktionsumfang, sehr gute Benutzeroberfläche, Lösungen für Windows und Linux.
Zukunftssicherheit 6
Diese Edition kann recht große Arbeitsvolumen bewältigen bevor ein Wechsel zu einer leistungsfähigeren Version erforderlich wird. Problemlose Skalierung bis zur Enterprise Edition und Unterstützung für Clustering, Failover und so weiter.
ROI 6
Geringere Kosten als mit Oracle, dafür unterstützt Express nur zwei CPUs anstelle der vier in Oracle und bestimmte Funktionen müssen extra bezahlt werden.
Service 7
Im Kaufpreis ist der Support für das erste Jahr enthalten, ebenso wie ein rund um die Uhr verfügbarer Support via Telefon und E-Mail. Nach Ablauf des ersten Jahres kann der Benutzer die Lizenz zu einem Preis von 1197 Dollar pro Jahr pro CPU erneuern oder aber ein preisgünstigeres Modell mit kürzeren Verfügbarkeitszeiten für den Support wählen.
Gesamtbewertung 6,3

Eine weitere Funktion der hervorragenden Benutzeroberfläche von Express ist das Health Center, das die Datenbankleistung überwacht und je nach Zustand Hinweise, Warnmeldungen und Alarme ausgibt. Die Funktion ist in einem einfachen grafischen Format dargestellt, in dem der Benutzer jede Instanz genau betrachten und untersuchen kann. Hand in Hand mit dieser Funktion arbeitet der Design Advisor, der die Betriebsstatistiken der Datenbank eingehend analysiert und Anpassungen sowie Verbesserungen zu ihrer Optimierung vorschlägt. Dies kann vom Hinzufügen zusätzlicher Indizes oder Entfernen nicht benutzter Indizes bis hin zu Vorschlägen für eine Neupartitionierung reichen.

Die Benutzeroberfläche erscheint zwar auf den ersten Blick nicht so bedienerfreundlich wie die von Oracle, stellt sich dann aber trotzdem als relativ einfach zu benutzen heraus. Sie ist äußerst leistungsfähig und bietet zahlreiche Funktionen sowie 14 praktische Assistenten.

Genau wie Oracle bietet auch IBM zwei Lizenzierungsmodelle: Das erste basiert auf festen Kosten pro Server unabhängig von dessen Leistung sowie Kosten pro Benutzer. Dies würde in einem Online-System mit nicht festlegbarer Benutzeranzahl natürlich nicht funktionieren, weshalb für das Beispielszenario nur die zweite Option mit einer Gebühr von 6065 Dollar pro Jahr und pro CPU sowie unbegrenzter Benutzeranzahl infrage käme. Dieser Preis erscheint recht vernünftig, obgleich viele in Oracle standardmäßig enthaltene Optionen in DB2 extra kosten.

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ZDNet.de Redaktion

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