Software-Tools: Billig ist nicht billig genug

James Gosling, Vizepräsident bei Sun Microsystems, sagte einmal, dass der durchschnittliche Software-Entwickler mehr Geld für Kaffee als für Werkzeuge ausgibt. Zwei Jahre nach diesem Ausspruch haben die Entwickler sogar noch mehr Kleingeld, um eine eventuelle Kaffein-Sucht zu befriedigen. Kostenlose Einsteiger-Produkte sind in vielen Software-Bereichen zum Muss geworden, speziell auch Programmierwerkzeuge, da es in diesem Bereich hunderttausend frei verfügbare Alternativen gibt.

Vor zwei Wochen stellte IBM DB2 Express-C vor, eine kostenlose, auf Software-Entwickler zugeschnittene Datenbank. Sie ist eine abgespeckte Version des kommerziellen Produkts von IBM und auf den Einsatz auf Zwei-Prozessor-Servern beschränkt.

Auch Oracle und Microsoft haben kürzlich kostenlose Datenbanken herausgebracht und sich damit zwischen die verfügbaren Open-Souce-Datenbanken wie MySQL und PostgreSQL eingereiht, die man kostenlos herunterladen kann.

Diese Schritte der drei größten Datenbank-Hersteller, IBM, Microsoft und Oracle, zeigt einen Wandel in der Software-Industrie: Frei verfügbare, quelloffene Produkte zwingen etablierte Anbieter, ihr Geschäft anzupassen.

Diesen Trend bestätigen sowohl Analysten wie Führungskräfte in der Industrie. „Wenn kommerzielle Anbieter in Bereichen erfolgreich sein wollen, wo es vertrauenswürdige, kostenlose Open-Source-Lösungen gibt, stehen sie immer mehr unter dem Druck, die Eingangsschwelle zu ihren Produkten zu senken“, sagt Redmonk-Analyst Stephen O’Grady.

Diese Einschätzung gilt für viele Anwendungen aus dem Programmierungsumfeld, darunter Datenbank-Server – unternehmensweit genutzte Anwendungen, die auf dem Markt hohe Preise erzielen können. Aber ein kostenloses Produkt im Unternehmensportfolio kann auch wirtschaftlich sinnvoll sein, sagen Führungskräfte aus der Industrie. Mit den freien Versionen ihrer Datenbanken versuchen IBM, Microsoft und Oracle die Entwickler von Open-Source-Alternativen wieder zu ihren eigenen Produkten zu locken. Zusätzlich kann möglicherweise die Kundenbasis vergrößert werden.

„Die Anbieter von Open-Source- und kostenlosen Datenbanken-Servern haben der Industrie geholfen, indem sie gezeigt haben, dass es da draußen noch ein großes Potential gibt, Entwickler und Lösungsanbieter, die aus kostengründen zuvor keine Datenbank-Server genutzt hatten“, sagt Bernie Spang, Director für Data Services bei IBM.

Spang meint, dass die freie Version von DB2 zu mehr Anwendungen führen werde, die auf der Datenbank aufsetzen. IBM profitiere davon, wenn es High-End-Versionen von DB2 verkaufe. Ein kostenloses Produkt sei auch ein Anreiz für Dritthersteller oder Beratungsunternehmen, ihre Anwendungsentwicklung auf die gesamte IBM-Palette an Infrastruktur-Software abzustimmen – inklusive der Datenbank, Anwendungsserver und anderer Bausteine.

Page: 1 2

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Microsoft nennt weitere Details zu kostenpflichtigen Patches für Windows 10

Erstmals liegen Preise für Verbraucher vor. Sie zahlen weniger als Geschäftskunden. Dafür beschränkt Microsoft den…

6 Stunden ago

Microsoft verschiebt erneut Copilot Recall

Die Entwickler arbeiten noch an weiteren „Verfeinerungen“. Windows Insider erhalten nun wohl eine erste Vorschau…

1 Tag ago

GenKI im Job: Mitarbeitende schaffen Tatsachen

Laut Bitkom-Umfrage werden in jedem dritten Unternehmen in Deutschland private KI-Zugänge genutzt. Tendenz steigend.

1 Tag ago

97 Prozent der Großunternehmen melden Cyber-Vorfälle

2023 erlitten neun von zehn Unternehmen in der DACH-Region Umsatzverluste und Kurseinbrüche in Folge von…

1 Tag ago

„Pacific Rim“-Report: riesiges, gegnerisches Angriffs-Ökosystem

Der Report „Pacific Rim“ von Sophos beschreibt Katz-und-Maus-Spiel aus Angriffs- und Verteidigungsoperationen mit staatlich unterstützten…

1 Tag ago

DeepL setzt erstmals auf NVIDIA DGX SuperPOD mit DGX GB200-Systemen

NVIDIA DGX SuperPOD soll voraussichtlich Mitte 2025 in Betrieb genommen und für Forschungsberechnungen genutzt werden.

1 Tag ago