James Gosling über Java: „Manchmal muss man aussortieren“

ZDNet: Reden wir über ein paar Punkte, die Sie angesprochen haben. Evans Data hat eine Studie herausgegeben, nach der in den letzten zweieinhalb Jahren die Nutzung von Java in den USA zurückgegangen, in Asien dagegen angestiegen ist. PHP und andere Skriptsprachen werden immer beliebter und robuster. Außerdem: Bei näherer Betrachtung scheinen viele Web-2.0-Unternehmen AJAX einzusetzen, was ja mit Skripting verbunden ist.

Gosling: Nun, AJAX ist nur eine andere Art, Javascript für die Erstellung komplexerer Funktionalitäten zu nutzen. AJAX ist ziemlich cool, hat aber mit Sicherheit seine eigenen Probleme.

ZDNet: Es gibt ja auch Bücher wie „Beyond Java“, das besagt, dass sich Java für einige Zwecke prima eigne, andere Entwicklersprachen und Frameworks aber für andere Dinge wie Webentwicklung besser seien. Meinen Sie, dass das berechtigt ist?

Gosling: Nun, in beidem steckt ein Fünkchen Wahrheit. Wenn man so etwas wie PHP betrachtet, das sich komplett auf die reine Webentwicklung konzentriert – wenn man nur eine Webseite erstellt, ist PHP sogar ziemlich gut. Es ist so ziemlich genau eine Kopie von JSP (Java Server Pages).

Meiner Meinung nach wird es dann haarig, wenn man über die reine Erstellung von Webseiten hinausgehen will. Sobald man viel im Bereich der Analyse oder der Integration arbeitet, wird es schwierig, da sich eine Sprache wie PHP sehr auf die Erstellung von Webseiten konzentriert.

Wir stellen oft fest, dass Webseiten in PHP erstellt und die Back-End-Arbeiten, die Datenanalyse und so, in Java-Code gemacht werden. Was in vielen Fällen passiert, ist nicht, dass eine Technologie die andere ersetzt, sondern, dass eine die andere ergänzt.

ZDNet: Wenn das immer häufiger eintritt – dass Java auf dem Server eingesetzt wird und Skripting für das Front-End – ist das nicht ein Problem für Java?

Gosling: Bei der Vielfalt der Computeraufgaben weltweit habe ich die Front-End-Dinge im Internet wohl schon immer als recht unkompliziert und einfach empfunden. Es gibt eine Menge von Skriptsprachen, mit denen Leute im Rahmen von Java gearbeitet haben – Javascript, aber auch auch Sprachen wie Groovy, J/Python oder J/Ruby.

Was oft nicht hoch genug eingeschätzt wird, ist, dass Java in Wirklichkeit eine zweistufige Sprache ist: Sie ist die „Virtual Machine“ und eine Art von ASCII-Syntax… All die anderen wirklich interessanten Aktivitäten befinden sich in der virtuellen Maschine, die Dinge, die die Leute nie wirklich zu Gesicht bekommen. Es gibt unheimlich viele Skriptsprachen, die auf dieser Virtual Machine aufgesetzt haben.

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ZDNet.de Redaktion

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