Wer braucht eigentlich 64 Bit?

Die schleppende Verbreitung von 64-Bit-Rechnern bedeutet auch, dass die Käufer von 64-Bit-Systemen eine Fehlentscheidung getroffen haben. Denn zum Zeitpunkt der Markteinführung von Vista werden die bereits frühzeitig angeschafften 64-Bit-Computer bereits drei Jahre alt sein. Sie nähern sich damit der üblichen Lebenserwartung für einen Computer, die normalerweise vier Jahre beträgt.

Die meisten Desktop-PCs und Notebooks können überhaupt nicht so aufgerüstet werden, dass sie 64 Bit umfassend nutzen könnten. Einer der Hauptvorteile einer Verarbeitung mit 64 Bit besteht darin, dass die Speicherkapazität mehr als vier GByte beträgt. Einige hauptsächlich auf Computerspieler ausgerichtete PC-Unternehmen verkaufen PCs und Workstations, die noch mehr Speicherkapazität aufweisen. Das ist jedoch eher die Ausnahme. Bei den meisten ist bei zwei GByte Schluss. (Es gibt zwar auch einige Performancevorteile beim Einsatz von 32 Bit-Software auf 64-Bit-Rechnern. Die entscheidenden Vorteile ergeben sich jedoch erst dann, wenn 64-Bit-Prozessoren auch zusammen mit 64-Bit-Software eingesetzt werden.)

Workstations von HP, Dell und anderen Unternehmen verfügen sehr häufig über eine Speicherkapazität von mindestens acht GByte. Laut Margaret Lewis, Director of Commercial Solutions bei AMD, wurden mehrere Anwendungen für Workstations portiert. Die Workstations haben jedoch nur einen geringen Marktanteil. Die Umsätze mit Workstations mit 64-Bit-Prozessoren von AMD oder Intel und mit 64-Bit-Software machen nur einen Bruchteil dieser Marktanteile aus. Nur bei Servern verhält es sich anders, denn die Anwendungen wurden bereits vor Jahren auf 64-Bit-Plattformen portiert. Ein leitender Angestellter von Sun Microsystems wies im Juli 2005 jedoch darauf hin, dass nur rund 30 Prozent der Kunden 64-Bit-Software auf ihren Opteron-Servern einsetzen.

Die Zurückhaltung bei PCs lässt sich vor allem durch Verzögerungen bei der Markteinführung entsprechender Software erklären. Die 64-Bit-Version von Windows wurde mehrere Male verschoben. Das führte dazu, dass das Interesse unter den Entwicklern und Verbrauchern nachließ. Epic Games bot 2004 auf seiner Internetseite einen kostenlosen 64-Bit-Patch für das Spiel „Unreal Tournament“ an, die Nachfrage war jedoch nicht besonders groß.

„Mir liegen zwar keine Anwendungsstatistiken vor, ich nehme aber an, dass das Angebot nicht umfassend genutzt wird“, so Tim Sweeney, Gründer von Epic, in einer E-Mail.
Seiner Meinung nach liegt das vor allem an den fehlenden Treibern, Problemen bei der Installation von Anwendungen und anderen Unzulänglichkeiten, die einen Einsatz auf breiter Ebene verhindern. 64-Bit-Betriebssysteme werden wahrscheinlich erst mit der Markteinführung von Windows Vista so richtig zur Geltung kommen.

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ZDNet.de Redaktion

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