Ruby on Rails: Wie wichtig es ist, 1.0 zu sein

ZDNet: Es gibt einige Softwareprojekte auf dem Weg, die einen „eigenwilligen“, entwickelten Ansatz im Sinne von Rails zeigen. Sehen Sie diesen Ansatz als Teil einer größeren Entwicklung bei Software? Warum geschieht dies jetzt?

Heinemeier Hansson: Eigenwillige Software ist ein Begriff, denn ich geprägt habe, um den Aufstand gegen das Trugbild objektiver Software zu beschreiben. Dass Software von Anfang an so konfigurierbar wie möglich sein sollte, damit jeder Benutzer es genau seinen Bedürfnissen anpassen kann. Eigenwillige Software traut sich zu sagen, dass der Kunde nicht immer König ist. Dass nicht immer alles eine Frage der Einstellungen ist, dass Entscheidungen auch einmal zum Besseren getroffen werden können.

Ich würde mich freuen, wenn diese Vorstellung eine stärkere Basis gewinnen könnte. Seien Sie der Küchenchef, bereiten Sie mir eine Codemahlzeit zu, die ihrer Ansicht nach die bestmögliche ist. Ersparen Sie mir den Bausatz.

ZDNet: In welchem Maß ist Rails Ihrer Meinung nach für Unternehmen geeignet? Ist das wichtig?

Heinemeier Hansson: Rails ist viel nützlicher für Unternehmen als The Enterprise. Ich glaube, bei letzterem zählt zum größten Teil das Erscheinungsbild, „wegen X ist noch niemand entlassen worden“, überaltete und teure Software, die keiner wirklich mag. The Enterprise wird Rails vermutlich niemals mögen, weil es dabei keine Spesenkonten gibt, keine Verabredungen zum Golf, keine Vertreter, die monatelang werben und nichts vom Prestige einer großen Firma.

Aber im Unternehmen werden die Leute, die Software brauchen, die echte oder sogar große Geschäfte macht, vermutlich Rails genau so lieben lernen wie die kleinen Mitspieler. Es ist einfach eine kluge Geschäftsentscheidung, weniger Geld auszugeben, um gute Software zu entwickeln.

ZDNet: Meinen Sie, dass Rails Ruby soweit antreiben kann, dass es so etabliert werden kann wie etwa PHP?

Heinemeier Hansson: Es gibt immer unterschiedliche Bedürfnisse. Rails wird niemals das Passende sein, um Ihrer Homepage nur ein bisschen dynamischen Inhalt hinzuzufügen. Aber ja, ich denke schon, dass Rails Ruby dabei helfen wird, bei den Projekten zu konkurrieren, in denen es auf die Qualität der Programmiersprache ankommt.

Viele Programmierer bleiben meiner Meinung nach viel zu lange bei PHP. Sie haben das Programmieren mit ein paar einfachen PHP-Skripts gelernt und verwenden es einfach weiter, trotz wachsendem Verlangen nach Weiterentwicklung. Viele erkennen wahrscheinlich gar nicht, dass Programmieren auch deutlich anders ablaufen kann, dass durch einen Szenewechsel ein Teil der Schmerzen aufhören könnte.

ZDNet: Wenn ein Entwickler festgestellt hat, dass er mit etwas wie Zope die Anwendungen genau so schnell vom Tisch bekommt wie mit Rails, gibt es dann noch einen Grund, warum er die komplizierten Sachen, die Zope machen kann, gegen die Einfachheit von Rails eintauschen soll?

Heinemeier Hansson: Im Gegensatz zu Zope glaubt Rails nicht an Komponenten höherer Ebene. Wir versuchen gar nicht, Businesslogik zu abstrahieren. Also gibt es keine standardisierten Autorisierungs- oder Zugriffskontrollsysteme. Es gibt keine Inhaltsdatenbank. Es gibt keine dieser Spezialisierungen, da ich nicht daran glaube, dass sie funktionieren. Sobald eine Komponente höherer Ebene groß genug wird, um Interesse zu wecken, werde ich mehr Arbeit damit haben, sie zu konfigurieren, als wenn ich das, was ich brauche, einfach neu erstelle.

Also versucht Rails, nur an den Sachen unterhalb der Trennlinie zwischen Infrastruktur und Businesslogik zu arbeiten, den Sachen, bei denen die meisten Menschen meistens die gleiche Lösung brauchen. Wo es möglich ist, eigenwillig zu sein, ohne die Art der machbaren Anwendungen einzuschränken.

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ZDNet.de Redaktion

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