Die Web-2.0-Welt der Softwareentwicklung besteht vor allem aus kleinen Startups und hoch spezialisierten Teams, die sich häufig große Hoffnungen auf finanziellen Erfolg machen. Man hört es vielfach und eigene Erfahrungen werden dies auch bestätigen: Die von individuellen Helden geprägte Kultur von Startups und kleinen Unternehmen lässt sich einfach nicht gut auf Unternehmen übertragen, wo es um zentral geplante Ressourcen und risikobehaftete Zeitpläne geht. Und der Prozess ist auf keinen Fall wiederholbar. Sind also die kreativen Verfahren hinter Web-2.0-Software einfach nicht übertragbar?
Die Antwort lautet auf den Punkt gebracht: Es handelt sich hier immer noch um eine Kluft zwischen zwei unterschiedlichen Welten. Auf der einen Seite gibt es die kleinen Softwarefirmen, welche extrem dynamische Methoden verwenden und zur Kreativität gezwungen sind, weil sie bewusst nur auf begrenzte Ressourcen zurückgreifen, und kurze Feedback-Wege nutzen um sicherzustellen, dass ihre vorhandenen und potenziellen Kunden genau das erhalten, was sie sich wünschen. Auf der anderen Seite gibt es die großen Softwareunternehmen, die sich mit Entwicklung und Integration beschäftigen und normalerweise durch gut ausgestattete Budgets, detaillierte Projektpläne, umfangreiche Entwurfsphasen im Vorfeld und lange Feedback-Wege von den Anwendern gekennzeichnet sind.
Agile und schlanke Entwicklung: Weniger extreme Versionen von Web-2.0-Entwicklungspraktiken. |
Agile und schlanke Methoden der Softwareentwicklung finden zwar immer mehr auch in Unternehmen Zuspruch, sind im Vergleich zu Web-2.0-Methoden aber eher „harmlos“.
Hier soll gar nicht erst der Versuch unternommen werden, die Frage zu klären, wie Web-2.0-Entwicklungstechniken auf Unternehmen übertragen werden können. Aber es gibt schon Fälle, wo agile Methoden, die eng mit Web-2.0-Methoden verwandt sind, wenn auch weniger extrem, in den letzten Jahren erfolgreich für immer größere Projekte eingesetzt wurden. Und einige Experten der agilen Softwareentwicklung wie Jutta Eckstein sind inzwischen überzeugt, dass agile Methoden auch effizient für Projekte mit bis zu 200 Beteiligten eingesetzt werden können.
Das lässt hoffen, dass Innovation, schnelles Feedback und niedrige Kosten aktueller Webentwicklungstechniken irgendwann auch in Unternehmen Fuß fassen werden. Aber wenn man den hervorragenden aktuellen Bericht von Marc Hedlund aus der Praxis liest, wird man feststellen, dass sich diese neuen Techniken womöglich von bestehenden Praktiken schon wieder entfernen.
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