ZDNet: Können Sie kommentieren, was da bei Novell passiert?
Knoblich: So weit man sehen kann, schafft Novell es nicht, das Herzstück von Suse zu halten. Das kann man am Abgang von Leistungsträgern sehen. Dabei ist bei Einer Übernahme im Open-Source-Umfeld nicht so sehr die Technologie entscheidend – die gibt es ja umsonst. Viel wichtiger ist es, die „Key“-Mitarbeiter der übernommenen Firma aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Management, Vertrieb oder Marketing und Sales zu halten. Im Falle von Novell stellt sich die Frage, was noch übrig ist von der Suse-Übernahme. Die haben Ende 2003 210 Millionen Dollar für Suse bezahlt – und was haben sie heute noch davon? Meines Wissens verfügte Suse kaum über Gebäude oder Fertigungswerke oder ähnliches, das einen großen Wert hatte. Eigentlich hat man für den Brand und die Mitarbeiter gezahlt. Letztere sind nun weitgehend weg, zumindest alle Berühmtheiten. Und selbst den Brand ziehen sie nach und nach von Markt ab – der Name Suse findet weniger und weniger Verwendung.
ZDNet: Wo liegt Ihrer Meinung nach das Problem bei Novell?
Knoblich: Die Herangehensweise erscheint mit typisch amerikanisch: Ich kaufe eine Firma auf, vertraue aber dem neuen Personal nicht. Man setzt vielmehr weiter auf die eigenen Channel-Manager, die eigenen Marketing-Leute und so weiter. Genau das ist im Fall von Novell und Suse passiert. Der klassische Channel von Suse wurde ignoriert – viele Suse-Partner sind nie Novell-Partner geworden. Dafür sind sie jetzt Red Hat-Partner.
ZDNet: Gerade der Vertrieb ist für Linux-Distributoren entscheidend.
Knoblich: Absolut. Bei Suse war er sehr stark indirekt getrieben, auch bei Red Hat läuft mittlerweile 60 Prozent über Partner. Da darf ich diese Partner einfach nicht vergraulen, das ist ein Schuss ins Knie. Aber genau das ist bei Novell passiert. Von obern kommen die Sprüche, wunder wie wichtig Open-Source und Linux ist, bis ganz zum Boden der Firma ist das aber noch nicht durchgedrungen. Das habe ich an der CeBIT ablesen können: Langjährige Suse-Linux-Nutzer aus dem Mittelstand – einem Bereich, in dem Red Hat eigentlich traditionell wenig vertreten ist – kamen auf uns zu, weil sie so unzufrieden mit Novell sind. Das waren wirklich sehr viele.
ZDNet: Für Sie also ein gefundenes Fressen.
Knoblich: Auf der einen Seite schon, aber auf der anderen… Keiner der ganz Großen, allen voran IBM, will nur einen Linux-Distributor haben. IBM wird nie ein zweites Microsoft zulassen. Insofern ist die Lage im Moment sehr vorteilhaft für uns, nur schlechter sollte es Novell nicht mehr gehen.
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