Während biometrische Sicherheitsmaßnahmen wie Fingerabdruck, Iris-Scan oder Stimmenerkennung im Alltag immer öfter zur Verifikation von Personen eingesetzt werden, klingt ein neuer Ansatz kanadischer Forscher derzeit noch wie reinste Science-Fiction. Wissenschaftler der Carleton University sind davon überzeugt, dass Gehirnwellenströme in Zukunft als individuelle biometrische Sicherheitsmerkmale verwendet werden können. Entstanden ist die Idee während der Entwicklung eines neuen Brain-Computer-Interfaces (BCI), das unter anderem dazu eingesetzt wird, um gelähmten Menschen die Benutzung von Computern, externen Maschinen oder auch Prothesen zu ermöglichen.
„Es ist beinahe unmöglich, ein ‚gedachtes Passwort‘ zu stehlen und zu missbrauchen, da es eine Kombination aus Wissen und physisch messbaren individuellen Gehirnwellenmustern ist“, erklärt Projektmitentwicklerin Julie Thorpe von der Carlton-Universität. „Selbst wenn ein Angreifer weiß, dass mein gedachter Begriff ein brauner Hund ist, wäre er dennoch nicht in der Lage, die bei dem Gedanken erzeugten Gehirnwellen zu reproduzieren. Diese sind nämlich von Person zu Person verschieden“, so Thorpe weiter. Der Umstand, dass das gedachte Passwort und somit die damit verbundenen Gehirnströme verändert werden können, ist dabei Vorteil und Nachteil zugleich.
Andere biometrische Methoden wie der Fingerabdruck haben sich längst als nicht so sicher wie ursprünglich erhofft erwiesen, da sie sich mit gewissem Aufwand reproduzieren lassen, gleichzeitig aber vom Betroffenen selbst nicht mehr verändert werden können. Diese Gefahr entfällt beim biometrischen Gedankenmerkmal, da im Fall einer entwendeten Signatur einfach der Passwort-Gedanke verändert werden muss. Die Vielfältigkeit der möglichen Gehirnwellenmuster, die sich zudem über einen längeren Zeitraum auch bei ein und derselben Person bei gleich bleibendem Passwort-Gedanken verändern können, stellt naturgemäß die Signalverarbeitende Sicherheits-Software vor beinahe unlösbare Aufgaben. Die Forscher rechnen daher damit, dass es noch bis zu 20 Jahre und länger dauern könnte, bis das Gedanken-Passwort in die Realität umgesetzt werden kann.
An anderer Front zeigt man sich indes weitaus optimistischer. So arbeiten Entwickler schon seit geraumer Zeit daran, Gedanken-Schnittstellen zu entwickeln, mit denen unterschiedliche Anwendungen, wie Computerspiele oder Fahrzeugsysteme kontrolliert werden könnten. Als Hürde hat sich dabei auch die für die Messung der Gehirnströme notwendige Technologie erwiesen. Optisch operierende Geräte, die ohne direkten Hautkontakt zur Messung herangezogen werden, befinden sich laut Experten derzeit nämlich noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium.
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