Novell wehrt sich: „Uns gehören 40 Prozent vom Linux-Markt“

ZDNet: Seibt hat im Gespräch mit ZDNet kritisiert, dass die Migration der Netware-Kunden viel zu zahm vor sich geht. Für Novell sei es die größte Herausforderung, das zu fokussieren und zu beschleunigen.

Smid: Der Kunde steht für uns im Mittelpunkt. Nehmen Sie unsere großen Netware-Kunden – da müssen hunderte von Servern von einem Netware- auf einen Linux-Kernel migriert werden, an vielen verteilten Standorten. Das muss nachweislich erfolgreich vor sich gehen – das muss sehr behutsam und sorgfältig durchgeführt werden. Erst wenn eine solche Migration mit 25.000 bis 45.000 Usern erfolgreich über die Bühne gegangen ist, können wir zufrieden sein. Wir sind da sehr engagiert am Werke, aber wie gesagt: Behutsamkeit und Sorgfalt haben oberste Priorität.

ZDNet: Ihr eigentliches Problem scheint auch viel mehr der Vertrieb zu sein. Das Distributionsmodell von Suse und von Novell war ja denkbar unterschiedlich.

Smid: Natürlich ist das ein Umstieg. Gleichwohl wissen unsere Vertriebsmitarbeiter – auch wenn sie heute noch mehr Umsatz mit Netware als mit Linux machen – dass Linux die Zukunft ist. Zum anderen unterstützen unsere Partner IBM, HP und gerade die SAP uns sehr bei der Migration. Großkunden werden von uns in Nürnberg im Migration-Center betreut, das kann sonst keiner in der Branche.

ZDNet: Die entscheidende Frage in Bezug auf den Vertrieb müsste aber doch eigentlich lauten: Wann stellt Novell seinen Kunden alle bekannten Netware-, jetzt OES-Funktionen oberhalb des Kernels wie etwa Net-Services oder Printer-Unterstützung als Bestandteil von SLES, also Server-basiert zur Verfügung?

Smid: Das ist prinzipiell richtig und werden wir prinzipiell auch tun. Das ist aber der Umkehrschluss zu dem eben gesagten. Eben haben wir von der Bedeutung des Linux-Kernels im Netware-Geschäft gesprochen, nun geht es um die Bedeutung von Services für Netware im Linux-Umfeld. Ich kann versichern, dass wenn wir einen Mehrwert für den Kunden ausmachen, dann reichern wir unser Linux-Angebot auch mit Netware-Funktionen an. Beispiel Zenworks Linux-Management: Damit können wir heute Linux-Desktops und -Server managen.

ZDNet: Lassen Sie uns noch einen kritischen Punkt besprechen. Laut Aussagen von Red Hats Europachef Werner Knoblich im Interview mit ZDNet seien viele ehemalige Suse-Kunden mit Novell unzufrieden. Auf der CeBIT seien sie scharenweise an ihn herangetreten…

Smid: Ich werde niemals faktisch nicht belegbare Aussagen zum Wettbewerb von mir geben. Fakt ist doch, dass auf der CeBIT der Novell-Stand größer, präsenter und besser zu erreichen war als der von Red Hat. Wir waren umgeben von unseren Partnern wie Fujitsu-Siemens und hatten 900 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Damit waren wir extrem erfolgreich. Ich kann nicht glauben, dass der Stand von Red Hat große Besucherströme fassen hat können. Im Einzelfall mag es Wanderbewegungen gegeben haben von Suse-Kunden, die sich einfach das Angebot von Red Hat ansehen wollten. Und umgekehrt. Davon einen Trend abzuleiten halte ich für nicht statthaft.

Generell würde ich allen, die hier in der Region ein Linux-Geschäft entwickeln, empfehlen, den Schulterschluss zu suchen. Ein sich-gegenseitig-Beharken nutzt niemanden, wir sind schließlich nicht im Verdrängungswettbewerb. Wir haben gemeinsame Gegner.

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ZDNet.de Redaktion

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