In Deutschland sterben jährlich über 800.000 Menschen. Bei etwa zehn Prozent der Todesfälle steht die Ursache nicht eindeutig fest und es muss die Hilfe eines Gerichtsmediziners beigezogen werden. Die herkömmlichen Autopsie-Methoden könnten dabei künftig immer mehr an Boden verlieren: In einer virtuellen Autopsie mittels Computertomographie (CT) können viele Todesursachen und Verletzungen sehr viel genauer dargestellt werden. Die Methode hat sich vor allem bei der Suche nach Fremdkörpern und beim Aufspüren von sogar sehr kleinen Knochenfrakturen bewährt. Auf dem 87. Deutschen Röntgenkongress in Berlin diskutieren derzeit Mediziner und Wissenschaftler, in welchen Bereichen die CT die Arbeit des Gerichtsmediziners unterstützen kann.
Eine herkömmliche Autopsie ist eine aufwändige Angelegenheit: Der Körper des Toten muss geöffnet werden und darauf muss der Gerichtsmediziner die einzelnen Organen inspizieren. „Die Schnitte des Gerichtsmediziners sind endgültig: Sie verändern die Ausgangslage und können so Spuren verwischen“, so Angela Geissler, Chefärztin der Radiologie und Nuklearmedizin am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart. „Der große Vorteil einer CT ist, dass sie den Toten in seinem ursprünglichen Zustand belässt.“
Mit einer CT werden charakteristische Merkmale wie Prothesen und Implantate viel schneller entdeckt und können Gasansammlungen und Projektile präziser lokalisiert werden. „Schussverletzungen können wir mit der CT optimal dokumentieren“, erzählt Thomas Schulz der Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Universität Leipzig. „Wir erkennen nicht nur die exakte Eintrittsstelle des Geschosses – mit einer 3D-Darstellung können wir auch genau rekonstruieren, aus welcher Richtung der Schuss abgefeuert wurde.“
Da eine CT viel schneller als eine herkömmliche Autopsie ausgeführt werden kann, könnte sie künftig auch bei Katastrophenfällen, bei denen viele Opfer in kürzester Zeit identifiziert werden müssen, eine wichtige Rolle spielen. Trotz aller Vorteile des neuen Verfahrens wird es nach Schätzung der Experten jedoch noch zehn bis fünfzehn Jahre dauern, bis die bildgebenden Verfahren die herkömmliche Autopsie ersetzen kann. Außerdem sind die Kosten einer virtuellen Autopsie zur Zeit noch zwei- bis dreimal so hoch wie das Standard-Verfahren.
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