EU-Domainvergabe erntet neuerlich Kritik

Genau ein halbes Jahr nach dem offiziellen Start der „.eu“-Domainvergabe an Unternehmen, öffentliche Einrichtungen sowie Markenrechte-Inhaber kommt es morgen zur erneuten Vergabe von rund 50.000 Internet-Adressen. Die europäische Verwaltungsbehörde Eurid wird die besagten Domains, die im Rahmen der ersten Sunrise-Periode angemeldet wurden, pünktlich um elf Uhr freigeben, da deren Antragssteller die entsprechenden Nachweis-Dokumente nur unvollständig oder zu spät eingereicht haben. Damit eröffnet sich für die breite Öffentlichkeit eine weitere Möglichkeit, besonders begehrte generische Domains zu ergattern.

Kritiker des Vergabeverfahrens, die seit Monaten auf das Problem des organisierten „Domain-Grabbings“ hinweisen, haben unterdessen das Fehlen einer Domainliste kritisiert, in der die nicht zugeteilten Domains aufgelistet sind. „Grundsätzlich handelt es sich natürlich um wertvolle und interessante Domains, da diese ja bereits in der Vorregistrierungsphase von besonderem Interesse für Antragsteller waren“, erklärt Daniel Kollinger von der Protestplattform Eudomaindesaster.org. Er kritisiert, dass die Eurid ihre Ankündigung einer Liste aller wieder frei werdender Sunrise-Domains nicht wahrgemacht hat.

Die Begründung der Vergabestelle Eurid, man wolle „Grabbern“, die systematisch Domains abgrasen, nicht zuarbeiten, lässt Kollinger so nicht gelten: „Genau das Gegenteil ist nun der Fall, weil Normalbürger überhaupt keinen Antrag für eine solche Domain stellen. Die Grabber haben diese Domainlisten natürlich schon lange, weil es sich zum größten Teil um ihre eigenen abgelehnten Anträge handelt und sich natürlich auch die notwendigen Mittel und das Wissen haben, sich solche Listen zusammenzustellen“.

Die Betreiber der Protestplattform schätzen, dass rund 20.000 generische Domains wie hotel.eu oder sex.eu in der ersten Vorregistrierungsphase von Spekulanten ergattert wurden. Während der Landrush-Phase sollen Schätzungen zufolge circa 200.000 generische Domains durch rund 650 Phantom-Registrare abgegrast worden sein. Auch morgen lautet das Prinzip wieder „first come – first served“. Einige Domain-Registrare haben zudem schon im Vorfeld die Möglichkeit geboten, über eigene Domain-Suchmaschinen jetzt frei werdende Domains ausfindig zu machen und diese vorab anzumelden.

ZDNet.de Redaktion

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