„Die kommenden zwei Jahren bilden einen Wendepunkt für die PC-Industrie“, prophezeit George Shiffler, Forschungsleiter für die Client-Plattformen bei Gartner. Damit meint er vor allem, dass Europa und die USA als Hauptstützen des PC-Massenmarktes wegzufallen drohen. Doch so einfach ist das nicht. Tatsächlich deuten die Zeichen in viele verschiedene Richtungen.
Beispiel Dell: Lange Zeit galt das Konzept des Direktvertriebs in Verbindung mit der optimierten Zulieferkette als unschlagbar. Tatsächlich werden in der so genannten Fertigungsstätte in Limerick vor allem der Karton gewechselt und dem Wunsch des Kunden entsprechend vielleicht noch eine andere Karte eingesteckt. Doch inzwischen sitzen die Konkurrenten Dell im Nacken. Carly Fiorinas Rosskur festigte HPs Position als Nummer 2 der Branche. Und Big Blue fand mit dem Verkauf an den chinesischen Lenovo-Konzern seinen Weg, die Produktionskosten zu senken.
Auch im Server-Geschäft – das anderen Regeln folgt und nicht Gegenstand des Artikels ist – scheint der Höhenflug gebremst worden zu sein. Auffällig ist, wie Dell derzeit nach neuen Märkten fahndet. Erstmals testet das Unternehmen in den USA den Verkauf über eigene Läden und bürdet sich damit genau die Kosten auf, die es bei den Mitbewerbern bislang verachtet. Zudem präsentiert Dell jetzt Rechner, die leistungsmäßig für die Spiele-Community optimiert sind und sich mit einfachen Handgriffen erweitern lassen. Offensichtlich hofft das Unternehmen hier auf eine Klientel, die erst auf die Leistung und dann auf den Geldbeutel schaut. Der monströse Henkelmann namens „XPS 2010“ mit 20-Zoll-Breitbandbildschirm, 9 kg Gewicht und Lederimitat-Verkleidung (schwarz) lässt sich nur als Experiment mit unklarer Zielgruppe deuten.
Aber vielleicht ist das Gerät ja gar nicht für den hiesigen Markt gedacht. Schließlich liegen die viel versprechenden Wachstumsraten ja in den „Emerging Markets“, während die schmalen Wachstumsraten hier zu Lande durch den Preisverfall aufgefressen werden. Aber auch hier spricht Gartner ein klares Verdikt: In den Wachstumsmärkten Südamerika, Osteuropa, Russland, China und Indien zählt vor allem der Preis. Dort sind keine Pseudo-Designer-Henkelmänner für 2900 Euro aufwärts gefragt, auch nicht die in Europa und den USA beliebten Doppelherz-Notebooks, sondern preiswerte Desktop-Rechner. Um fast 20 Prozent soll dort der Absatz mit solchen Systemen steigen.
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