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Die IT-Branche im Fußballfieber – aber wer verdient an der Weltmeisterschaft?

Geld fließt bei der diesjährigen Fußballweltmeisterschaft in Strömen. Dafür hat vor allem die Fifa gesorgt. Die IT-Branche verdient daran nur bedingt, wenn sie auch hilft, den Event überhaupt möglich zu machen. Wer wird sich nach der WM noch daran erinnern, dass es eine Firma Avaya gibt, oder gar wissen, dass sie die Netzinfrastruktur in den Stadien realisiert hat. Aber immerhin hat das Unternehmen seine Systeme installiert und kann sie zum Teil an die Stadien verkaufen.

Gänzlich im Fußballfieber deliriert die Telekom-Tochter T-COM. Obwohl das Unternehmen bewiesen hat, dass es alle Sportstadien mit dem Zentrum auf der Münchner Messe vernetzen und Bilder in alle Welt versenden kann, freute es sich nach der Vorrunde vor allem darüber, dass bereits 1,5 Millionen ihrer Deutschland-Trikots verkauft wurden.

An den Bildern selbst verdient allerdings vor allem Günther Netzers Firma Infront. Der Ex-Fußballer darf nicht nur den ARD-Moderator Gehard Delling vor Millionenpublikum (inszenierterweise?) beleidigen, sondern für die Fifa auch die Fernsehbilder produzieren und global vermarkten. Zu den CEOs von Infront zählt im Übrigen auch Philipp Blatter, Neffe des Fifa-Chefs Sepp Blatter – ein Schuft, wer Böses dabei denkt.

Zu den klaren Gewinnern der WM werden üblicherweise die Hersteller von Flachbildschirmen gezählt, die unter den Schlagwort „HD-ready“ Geld für eine Technik bekommen, die es, wie das Logo verrät, noch nicht gibt – außer auf DVDs. Gerade die großformatigen Geräte führen derzeit Freunde aus aller Welt in und vor Cafés und Kneipen zu einem hierzulande kaum gekannten Gemeinschaftserlebnis zusammen. Dennoch bekrittelt die Neue Züricher Zeitung nach dem Ausscheiden der Schweizer Mannschaft, dass es sich beim WM-Boom vor allem um ein Nullsummenspiel handle. Bäcker würden jetzt zwar mehr WM-Brötchen, dafür aber weniger klassische Semmeln verkaufen. Ähnliches gelte für die Flachbild-Fernseher, die als vorgezogene Ersatzbeschaffung einzuordnen seien. Dabei vergessen die Schweizer, dass Bäcker wie Unterhaltungsindustrie Innovationen in der Regel mit Aufschlag verkaufen. Außerdem können die HD-Vermarkter gegenüber den sich bislang sträubenden Sendeanstalten künftig argumentieren, es gebe inzwischen eine lohnenswerte Menge an Empfängern für HD-TV.

Ebenfalls eine Wette auf die Zukunft bleibt der Live-Fussball auf dem Handy. Die viele Werbung dafür suggeriert, dass dieses Erlebnis längst jederman zugänglich sei. Tatsächlich aber existieren nur wenige Geräte für ein kleines Testpublikum, das die Spiele tatsächlich im Briefmarken-Format genießen darf. Generell verhindern schon die restriktiven Fifa-Rechte, dass die Spiele gleichzeitig über den Fernsehschirm und das Handy-Display zu sehen sind. Das gilt etwa für das mit Bundesmitteln geförderte Servingo-Projekt, das Mobilfunker über ein Portal unter anderem mit Live-Streams auf dem Laufenden halten soll. Eine weniger multimediale Alternative erhalten die Nutzer eines Smartphones von Palm. Sie können kostenlos die aktuellen Spielergebnisse und weitere Informationen auf ihr Gerät laden.

Ob Fußballspiele auf dem Handy sich als Geschäftsmodell eignen, darf bezweifelt werden. Die Hersteller tragbarer Miniaturfernseher haben auch früher kaum Kunden gefunden – und schon auf 4:3-Normal-Fernsehern verkleinern die Breitbandstreifen die Spieler in der Totale auf Stecknadelgröße.

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ZDNet.de Redaktion

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