Die EU hat gestern eine neuerliche Strafe gegen Microsoft verhängt: Der US-Softwaregigant muss 280,5 Millionen Euro zahlen. Damit soll das Unternehmen dafür bestraft werden, dass es immer noch nicht ausreichende Informationen für Wettbewerber über das Betriebssystem Windows veröffentlicht hat. Die Kommission drohte ein tägliches Zwangsgeld in Höhe von drei Millionen Euro ab 31. Juli an, falls Microsoft bis dahin den Auflagen der EU nicht nachkommt.
„Ich bedauere aufrichtig, dass die Firma ihr illegales Verhalten immer noch nicht abgestellt hat“, sagte EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes am Mittwoch vor Journalisten. „Keine Firma steht über dem Gesetz. Die Kommission kann solch ein Verhalten auf Dauer nicht hinnehmen.“
Die beiden Ovum-Analysten David Mitchell, Software Practice Leader, und Gary Barnett, Research Director, sind aber ganz anderer Ansicht: „Viele Analysten, Journalisten und Blogger sind schnell mit Aussagen wie ‚Microsoft ist böse, die EU aber ist gut‘ bei der Hand. Dabei handeln sie aber eilfertig und ohne substantielle Analyse. Die Wahrheit ist nämlich, dass die EU selbst größtenteils Schuld daran trägt, dass Microsoft sich noch nicht an das 2004 gefällte Urteil gehalten hat. Folglich ist es alles andere als schicklich, dass die EU Microsoft zu einer Strafzahlung verdonnert.“
Die Analysten führen weiter aus: „Der Zeitpunkt der Strafe ist bizarr und hilft wenig, das Problem aus der Welt zu schaffen. Gerade in den vergangenen drei bis vier Monaten wurden gewichtige und weit reichende Schritte unternommen, das Problem der Dokumentation von Windows-Protokollen zu lösen. Eine Roadmap mit sieben so genannten Milestones war entworfen worden, wovon bereits sechs erreicht worden waren. Es wäre logisch und angebracht gewesen, bis zum 24. Juli mit einer Strafe zu warten. Dann wäre nämlich auch der siebte Meilenstein erreicht worden und man hätte gesehen, inwieweit Microsoft der EU tatsächlich entgegen kommt.“
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