Business Intelligence: Vollkaskomentalität für Manager

Um Missverständnisse zu vermeiden: Es ist nichts falsch daran, ein vages Bauchgefühl mit gutem Zahlenmaterial auf sein Gewicht zu überprüfen. Problematisch wird das Verfahren erst, wenn das mulmige Gefühl, das erfahrene Manager bei undurchsichtigen Maßnahmen zur Vorsicht mahnt, durch ein Chart beiseite geschoben oder gar ersetzt wird. Bei Führungsetagen mag schon ein ausgeprägtes Ego derartig blinden Zahlenglauben verhindern. In den niedrigeren Stockwerken dagegen haben anhaltenden Entlassungswellen gründlich dafür gesorgt, dass nicht gute Ideen zählen, sondern vor allem die Aufgabe, keine Fehler zu machen. Hierfür bietet BI die ideale Werkzeuge. Selbst offensichtlich falsche Entscheidungen lassen sich gegenüber den Vorgesetzten verteidigen, wenn das BI-System es mit 62,35 Prozent Erfolgswahrscheinlichkeit empfohlen hat. Entlassen wird am ehestem, wem es bei Fehlern an statistischen Argumenten gebricht. Unter diesen Umständen dürfte schwer sein, nicht der Verlockung zu erliegen, BI als Mittel der Positionsabsicherung zu missbrauchen.

Meist hält sich der durch BI-Missbrauch entstandene Schaden in engen Grenzen, denn nur in Ausnahmefällen dienen die Tools dazu, wie in der Werbung behauptet, neue Geschäftschancen zu entdecken. Das mit Abstand größte Anwendungsgebiet ist nach wie vor die DV-technische Unterstützung des Berichtswesens.

Selbst in die „Zukunft“ gerichtete Systeme, die unter Schlagworten wie „predictive analytics“, Business Performance Monitoring (BPM), Business Activity Monitoring (BAM) oder Balance-Scorecards firmieren, arbeiten – wie könnte es anders sein – mit historischen Daten.

Wirtschaft hängt von vielen Außenfaktoren ab. Dazu gehören Gesetzesänderungen ebenso, wie die Verteuerung von Ressourcen etwa durch Kriege, ruinöse neue Markteilnehmer, neue Moden und nicht zuletzt das Wetter. Prognosen enden daher entweder in Kaffeesatzleserei, oder – weit öfter – in der Fortschreibung des Bestehenden.

Planung bedeutet in der BI daher vor allem, dass sich herausfinden lässt, welche Bereiche, Prozesse, Kunden oder Mitarbeiter weniger als die gewünschten Ergebnisse erzielen. Dank dieser Erkenntnisse wurden in den vergangenen Jahren viele Prozesse geändert, Service-intensive Kunden vergrault, unlukrative Geschäftsbereiche veräußert und weniger perfomante Mitarbeiter „frei gesetzt“.

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ZDNet.de Redaktion

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