Google-CEO Eric Schmidt hat auf einer Konferenz zum Thema Suchmaschinenstrategien erstmals ausführlich zum AOL-Skandal der vergangenen Woche Stellung bezogen. Er sagte vor Teilnehmern und Journalisten, dass die Vorgehensweise von AOL wahrscheinlich keine gute Idee gewesen sei.

AOL war in das Kreuzfeuer der Kritik geraten, da es rund 19 Millionen Suchmaschinenanfragen von 600.000 Usern für wissenschaftliche Zwecke veröffentlicht hatte. Anwender und Datenschützer liefen daraufhin Sturm, da sich über die teilweise prekären Such-Anfragen Rückschlüsse über die eigentlich verschlüsselte Identität der Anwender schließen ließen.

„Wir gehen davon aus, dass ein derartiger Vorfall bei Google nicht passieren kann, wobei man natürlich niemals nie sagen soll“, sagte Schmidt. „Unsere oberste Priorität ist das Vertrauen unserer Anwender, und eine Veröffentlichung derartiger Datensätze würde eindeutig eine Verletzung dieser Vertrauensbasis darstellen“, so Schmidt weiter. Google ist insofern vom Skandal betroffen, als AOL bei seinem Suchdienst auf die Technologie von Google zurückgreift und der Suchmaschinen-Betreiber zudem auch einen fünfprozentigen Anteil an AOL besitzt.

Auf die Datenspeicherung von Suchanfragen will Google nicht verzichten. Indem Suchanfragen gespeichert werden, will Google besser verstehen lernen, wie Anwender das Internet für welche Art von Informationsanfragen nutzen. Die aufschlussreichen Daten werden zunehmend auch für Regierungen interessant. „Ich bin seit jeher der Überzeugung, dass eine Suchmaschine ein fruchtbares Terrain für Regierungen ist, um Leute zu beschnüffeln. Auch aus diesem Grund halten wir an unserer Firmenpolitik fest, derartiges Datenmaterial nicht zur Verfügung zu stellen“, meinte Schmidt.

Bei AOL ist man indes um eine Beruhigung der Lage bemüht. Darüber hinaus muss erst intern geklärt werden, wie die für Forschungszwecke bestimmte Liste an die Öffentlichkeit gelangen konnte. AOL-Deutschland-Sprecher Tobias Riepe wollte sich kein Urteil über die amerikanischen Kollegen anmaßen, verwies aber auf die öffentliche Entschuldigung von AOL-Sprecher Andrew Weinstein, der sich betroffen über den Vorfall gezeigt hatte.

„Unsere Verantwortung ist natürlich seit jeher wahnsinnig hoch“, meinte Riepe. Um den technischen und inhaltlichen Schutz von Kundendaten zu gewährleisten, investiere man enorm, so Riepe. Er betonte in diesem Zusammenhang erneut, dass von dem aktuellen Vorfall keine deutschen Anwender betroffen waren. Dies sei auch in Zukunft nicht möglich, da AOL Deutschland die Suchanfragen nicht mit den Login-Daten der User verknüpfe, so Riepe.

ZDNet.de Redaktion

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