Ein neuer Look für Linux schürt einen alten Streit

Der Gründer und Spiritus Rector von Linux, Linus Torvalds, vertritt die Ansicht, dass einige proprietäre Module gestattet werden könnten, solange sie nicht vom Linux-Kernel abgeleitet seien, sondern ursprünglich für andere Betriebssysteme gedacht waren. Wären sie vom Kernel abgeleitet, müssten sie unter die GPL fallen.

„Historisch betrachtet, gab es Dinge wie das ursprüngliche Andrew-Dateisystem-Modul – ein Standarddateisystem, das nicht wirklich für Linux geschrieben worden war“, teilte Torvalds 2003 in einem Posting auf einer Mailing-Liste mit. „Ich persönlich bin der Ansicht, dass es sich hierbei nicht um eine abgeleitete Arbeit handelte und ich war bereit, dies den FSF-Leuten mitzuteilen.“

Die FSF bestreitet dies scharf. „Wenn der Kernel in Hinblick auf seine Lizenzbedingungen voll unter die GPL fiele“ könnte man keine proprietären Videotreiber anschließen, weder statische noch dynamische“, sagte FSF-Anwalt Eben Moglen im Januar in einem Interview.

Die Kernel-Entwickler haben die proprietären Treiber umgangen und schon vor Jahren eine Funktion hinzugefügt, mit der man das Laden proprietärer Module verhindern könnte. Im Februar schließlich fügte Greg Kroah-Hartman, ein für den Suse-Linux-Anbieter Novell tätiger Kernel-Entwickler, einen Patch hinzu, der eine derartige Blockade für das USB-Subsystem auslöst, das er betreut.

Nach Februar 2008 wird einer online zu diesem Patch veröffentlichten Notiz zufolge „das USB-Subsystem Kernel-Treibern, deren Quellcode nicht offen gelegt ist, die Anmeldung verweigern“. Wer proprietäre Funktionen habe, könne diese oberhalb der Kernel-Ebene ausführen, so Kroah-Hartman. Allerdings hat seine ablehnende Haltung gegenüber proprietären Modulen Bedenken bezüglich des Blockierens bestimmter ISDN-Netzwerkgeräte ausgelöst.

Ein proprietärer Treiber verursacht auch dann Komplikationen, wenn er funktioniert. „Wenn man einen Open-Source-Kernel hat… und ein Binärmodul hinzunimmt, kann man dem Kunden nicht dasselbe Leistungsniveau anbieten“, sagte Dirk Hohndel, Director of Linux and Open Source Strategy bei Intel.

Red Hat lehne proprietäre Treiber aus unternehmerischen Gründen ab, sagte der Chief Technology Officer Brian Stevens. „Was für Gründe kann es geben, nicht zu wollen, dass dieses Heer von Nutzern alle Probleme löst und den Treiber besser macht? Im Open-Source-Bereich arbeiten viele kluge Leute“, meinte Stevens.

Das Unternehmen fordere die Hersteller von Grafikchips dazu auf, Open-Source-Programmierer durch die Bekanntgabe von Hardware-Informationen zu unterstützen, so Stevens weiter. „Wir haben sie direkt dazu aufgefordert, ihre technischen Daten vollständig offen zu legen. Dies ist ihnen heute zwar noch nicht möglich, aber ich habe sie dennoch dazu aufgefordert.“

Auf der anderen Seite glaubt Intel, Open-Source-Treiber einsetzen zu können, um Nvdia und ATI Marktanteile abzujagen. Diese Strategie entspricht derjenigen, die der Chip-Hersteller zuvor bei der Unterstützung für drahtlose Netzwerke verfolgt hat, und man hat dabei in Red Hat einen Alliierten gefunden. „Ihre Partnerschaft mit der Open-Source-Community ist ein ziemlich großer Vorteil“, sagte Stevens.

Intel hat neue Pläne für seinen Open-Source-Grafiktreiber, auch wenn Hohndel keine Details preisgeben wollte. „Unsere (Grafik-) Treiber sind Open Source. Wir bringen einige interessante neue Sachen heraus. Diese sind noch nicht auf dem Markt“, sagte er.

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ZDNet.de Redaktion

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