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Suchmaschinen: Europa hat keine Chance gegen Google

Auch deutsche Politiker hätten in der Vergangenheit zu viel gegoogelt, weshalb eigene Ansätze bis vor kurzem kaum beachtet worden seien, beklagte Michael Nebel, Technischer Beirat im Suma e.V. Die Folge: Rund 50 Suchmaschinen gibt es in Deutschland, die fast keiner kennt. Die Entwickler sollten ihr Heil in „Minisuchmaschinen“ suchen und sich spezialisieren, empfiehlt der Experte. „Neues Potenzial liegt noch im gezielten Erfassen von hochwertigen Inhalten“, sagte Nebel.

So arbeitet etwa die Suchmaschine Yacy an einem Peer-to-Peer-basierten Portal, das sich auf private Rechner verteilen lässt und damit weltweit nutzbar ist. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist die extreme Aktualität“, wirbt Softwarearchitekt Michael Christen. Das Open Search-kompatible Portal verfügt über eine XML-Schnittstelle und lässt sich damit via Webinterface einfach in bestehende Anwendungen integrieren. 300 Millionen URLs seien bereits indiziert. Die Qualität der Inhalte soll über ein Voting-System weiter ausgebaut werden. Blacklists sind dabei beliebig zwischen den Nutzern austauschbar.

Allerdings räumt Christen ein, für seine unter GPL-Lizenz laufende Technologie noch keine Investoren gefunden zu haben. Zudem müsse noch an der Qualität der Links gefeilt werden. Die Zielmarke liegt hoch: 100.000 teilnehmende Rechner sollen täglich rund zehn Milliarden Webseiten durchsuchen. Damit ließe sich zwar eine sehr hohe Index-Aktualität erzielen. Die Antwortzeiten von durchschnittlich sechs Sekunden sind jedoch Lichtjahre entfernt vom Martkführer Google mit unter einer Sekunde.

Ganz auf die multimediale Websuche setzt der Schüler Markus Franz. Er hat auf Basis von PHP und Java eine Plattform programmiert, die auf einer übersichtlichen Ergebnisseite die vier Medientypen Text, Bild, Audio- und Videodateien darstellt. Wer etwa nach einem Musikinterpreten fahndet, findet neben den textbasierten Treffern aus dem Web zusätzlich die Bilder des Interpreten, Songs und Musikvideos. Der Prototyp der Meta-Suchmaschine befindet sich allerdings noch im Entwicklungsstadium.

Michael Nebel stellte die offene Plattform Open Crawl vor, den Prototypen einer individuell konfigurierbaren Suchmaschine. Interessierte Nutzer können auf der Website ein eigenes „Mini-Cluster“ betreiben lassen. In dieses Cluster sollen ausschließlich die vom Nutzer ausgewählten Domains, Verzeichnisse oder Einzeldokumente aufgenommen werden. Die Nutzer binden die Suchmaske dann in das maßgeschneiderte eigene Web-Angebot ein.

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ZDNet.de Redaktion

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