Friendster: Richtiger Verkaufszeitpunkt verpasst

Der Gründer der Social-Networking Seite Friendster ärgert sich heute wohl über seine Entscheidung, seine 2002 gegründete Seite nicht ein Jahr später an Google verkauft zu haben. Google bot Jonathan Abrams damals 30 Millionen Dollar, die er allerdings auf Anraten vieler renommierter Anleger ablehnte. Der Verkauf der Video-Seite Youtube an Google für 1,65 Milliarden Dollar erinnert Abrams wahrscheinlich aufs Neue an seinen Fehler, nicht verkauft zu haben. Warum Friendster sich gegen seine Kopie Myspace nicht durchsetzen konnte, beschäftigt sogar Mikolaj Jan Piskorski, einen Professor auf der Harvard Business School. Friendsters Schicksal wird in einer seiner Strategieklassen als Fallstudie behandelt.

„Friendsters Schicksal ist wirklich ein Rätsel. Dieses Unternehmen hatte das Talent und die Beziehungen. Sie hatten diese tolle Idee, die von den Leuten wirklich angenommen wurde“, erklärt Piskorski gegenüber der „New York Times“. Friendster war die Erste unzähliger Social Networking Seiten, die ihren Usern die Möglichkeit gab Profile von Freunden durchzusehen und die Profile der Freunde von Freunden, um neue Kontakte zu knüpfen. Doch die Führung in diesem neu erschlossenen Gebiet ging bald an den Konkurrenten Myspace verloren und heute liegt Friendster laut Comscore Media Metrix in einem Ranking aller Social Networking Seiten an 14. Stelle.

Abrams versammelte einen Vorstand um sich, den er sein „All Star“-Team nannte. Viele hatten zuvor bei Google, Yahoo, Amazon.com oder anderen Erfolgsprojekten mitgemischt. Doch die Führung verlor den Blick auf das Wesentliche. „Sie sprachen immer über das nächste Ding: Voice over Internet, Friendster in verschiedenen Sprachen, potenzielle große Werbedeals. Und doch lösten wir das grundlegende Problem nicht: Unsere Seite funktionierte nicht“, erklärt Kent Lindstrom, der momentane Präsident von Friendster. Die Fixierung darauf, das nächste Google zu werden, sei laut Piskorksi dem Erfolg im Weg gestanden.

Ladezeiten von bis zu 40 Sekunden wurden unter anderem durch das geschlossene System hervorgerufen. Die User können nur die Seiten von Freunden und deren Freunden ansehen. Myspace hingegen ermöglicht es jedem, alles zu sehen, was aus technologischer Sicht wesentlich einfacher umzusetzen ist. Dadurch fiel es den Konkurrenten auch leichter, neue Features wie Blogs hinzuzufügen. Myspace hat heute 50 mal mehr monatliche Besucher als Friendster.

ZDNet.de Redaktion

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