Fünf Jahre nach dem Platzen der Dot.com-Blase haben die Investoren in den USA offenbar wieder neuen Mut zum Risiko gefasst. Zum dritten Mal in Folge sind im abgelaufenen dritten Quartal mehr als sechs Milliarden Dollar an Venture Capital geflossen, wie aus übereinstimmenden Berechnungen von Pricewaterhousecoopers, Thomson Financial und der National Venture Capital Association hervorgeht. Insgesamt pumpten die Investoren seit Jahresbeginn 19,2 Milliarden Dollar an Risikokapital in US-Startups. Damit ist die Branche auf Kurs, das beste Ergebnis seit 2001 einzufahren, als die Hightech-Finanziers 40,5 Milliarden Dollar investierten, schreibt das Wall Street Journal.
In den besonderen Blickpunkt der Investoren ist in den vergangenen Jahren der Bereich Biotechnologie gerückt. Die Branche hat in diesem Jahr rund 3,2 Milliarden Dollar an Venture Capital anziehen können und damit deutlich mehr als jeder andere Sektor. Zunehmend gewinnen die Risikokapitalgeber aber auch das Vertrauen in die Internetgemeinde zurück. Allein im abgelaufenen dritten Quartal flossen 1,07 Milliarden Dollar in Online-Startups – so viel wie seit Anfang 2002 nicht mehr. Damit ist das Investitionsvolumen aber immer noch weit entfernt von den schwindelerregenden Höhen der Zeit um die Jahrtausendwende, als die Internetindustrie regelmäßig mehr als zehn Milliarden Dollar pro Quartal anziehen konnte.
In Deutschland hellt sich die Stimmung unter den Risikokapitalgebern ebenfalls zunehmend auf. „Wir beobachten auch hierzulande, dass sich der Venture-Capital-Markt langsam nach oben bewegt“, erklärt Holger Frommann, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Kapitalgesellschaften (BVK). Generell zeigten die Investoren im Vergleich zum Ende der 90er Jahre zwar noch eine gewisse Zurückhaltung. Gerade im Bereich der Early-Stage-Finanzierung sei aber ein Aufwärtstrend zu verzeichnen, was optimistisch für die Zukunft stimme, so Frommann.
Nach Berechnungen des BVK sind in der ersten Jahreshälfte auf dem deutschen Markt Venture-Capital-Investitionen in Höhe von 364,4 Millionen Euro getätigt worden. Damit stagnierte der Markt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Zahl der finanzierten Unternehmen stieg dagegen leicht auf 422 an. In den ersten sechs Monaten des Jahres konnten die Beteiligungsgesellschaften 846 Millionen Euro einsammeln, davon die Hälfte bei institutionellen und privaten Investoren. Im Fokus der Risikokapitalgeber stehen in Deutschland vor allem Startups aus den Bereichen Information, Kommunikation, Bio- und Medizintechnik.
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