Investitionen in Open Source: Deutschland im Abseits

Man muss trotz solcher Ausnahmefälle weit in die Annalen der Geschichte zurück, um nach nennenswerten Investitionen in die aufstrebende Linux- und Open-Source-Community suchen. Erfolgsstories wie Suse liegen schon einige Jahre zurück. Zu den weniger Erfolgreichen gehörten Unternehmen wie Innominate oder ID-Pro. Wer auch in Zukunft in Software-Startups investieren will, kommt trotz dieser damals missglückten Entwürfe nicht umhin, Open Source als neues Geschäftsmodell anzuerkennen. Ansonsten gelten auch hier die üblichen Spielregeln: Je Marktsegment überleben nur wenige Spieler, die in der Regel von größeren Unternehmen – häufig ISVs – aufgekauft werden.

Mit der „zweiten Investitionswelle“ in Linux- und OSS-Companies drehen die Investoren in den USA jetzt erneut das große Rad. Zugespitzt ausgedrückt: Fast jedes Unternehmen, das sich nicht rechtzeitig retten kann, erhält neues Spielkapital. Dennoch hat die Entwicklung mit einem riskanten Börsendeal wenig gemein. „In den USA agieren spezialisierte Gruppen, die sich ausschließlich auf OSS-Gründungen verlegt haben“, gibt Carlo Velten zu bedenken. Anders als noch bei der ersten Welle vor sieben oder acht Jahren sei die Entwicklung substanziell und werde von erfahrenen Software-, Vertriebs- und Beratungsprofis begleitet.

Der Zeithorizont ist dabei nicht kurzatmig angelegt. Linux und Open Source sind ohnehin keine neuen Märkte, in die es sich lohnt, nur für eine befristete Zeit zu investieren. Das Commitment der Kapitalgeber setzt den Aufbau spezialisierter Fachabteilungen voraus. „Die vielversprechendste Entwicklung im Softwaremarkt ist die kostenlose Abgabe von Software, wobei die Firmen dann ihr Geld mit Wartung und der regelmäßigen Bereitstellung neuer Distributionen beziehungsweise dem aktuellen Zusammenstellen von OS-Software verdienen“, sagt Alexander Brühl, Geschäftsführer von Atlas Venture, die in den Linux-Spezialisten Collax investiert haben.

Open Source bedeutet also aus Sicht der Investoren einen zwangsläufigen Schritt in der Entwicklung der Softwareindustrie – und nicht etwa ein Wagnisunternehmen mit ungewissem Ausgang wie noch vor einem Jahrzehnt. Vor 20 Jahren wurde eine Softwarelizenz für Großrechner verkauft. In den neunziger Jahren folgten neue Client-Server-basierte Geschäftsmodelle. Der Kunde bezahlte eine Software abhängig von der Anzahl der Nutzer.

Unternehmen wie Salesforce.com haben die Softwarelandschaft in den letzten Jahren nachhaltig verändert. Die Software wird nicht mehr beim Kunden installiert, sondern als Dienst angeboten. Und genau hier kann die Community im Vergleich zu proprietären Lösungen mit ihrer großen Flexibilität und Variationsvielfalt punkten. Die dynamische Entwicklung rund um Web-2.0-Technologien heizt den Markt weiter an. Kurze Entwicklungszeiten, leistungsfähige Distributionskanäle und passgenaue Applikationen sind zumindest im Idealfall die Pluspunkte aus der Community.

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ZDNet.de Redaktion

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