Oracle behauptet, dass jede Anwendung, die auf RHEL läuft, auch auf der künftigen hauseigenen Version von Linux läuft. Aber der Cisco-Techniker bleibt skeptisch: „Es wird nicht exakt dasselbe sein“, ist er überzeugt.
Auch andere Beobachter mahnen zur Vorsicht. „Ich würde nicht versuchen, einen Betriebssystem-Patch von Oracle auf einen meiner RHEL-Server anzuwenden. Das dürfte mit ziemlicher Sicherheit zu Instabilitäten führen“, so Tabor Wells, Director of Technology bei Smarter Living, dem Betreiber der Websites Smartertravel.com und Bookingbuddy.com. Derselben Auffassung sind die Programmierer von Cent OS, die bereits seit Jahren RHEL auf Grundlage des Quellcodes klonen.
BEA Systems vertreibt bekanntlich Java-Serversoftware, die auf Linux und anderen Betriebssystemen läuft. Eric Stahl, BEAs Senior Director of Investor Relation, meinte ebenfalls: „Sie machen sich keine Vorstellungen von der Komplexität unseres Zertifizierungsverfahrens. Wir müssen jede Version eines Betriebssystems mit jeder Version unseres Produkts auf unterschiedlicher Hardware zertifizieren, mit unterschiedlichen Java Virtual Machines und, und, und. Die Kosten, dieser Liste ein weiteres Betriebssystem hinzuzufügen, sind unglaublich hoch“, so Stahl. „Wenn Oracle mit seiner eigenen Version auf den Markt geht, aber nicht von Unternehmen wie unserem unterstützt wird, werden die Kunden diese nicht akzeptieren.“
Oracles Versprechen, eigene Bugfixes herauszubringen – in einigen Fällen sogar solche, die es von Red Hat nicht gibt – wirft weitere Probleme auf. Oracle behauptet, man werde die eigene Software in regelmäßigen Abständen mit der von Red Hat abgleichen. Aber das bedeutet, dass Oracle von Red Hat abhängig bleibt, will man vermeiden, bei der Software-Entwicklung eigene, womöglich inkompatible Pfade einzuschlagen.
„Das größte Risiko besteht darin, dass Oracle eine Aufsplitterung von Linux bewirkt. Wenn Red Hat Oracles Bugfixes nicht integriert, spaltet Oracle das Betriebssystem in separate Entwicklungszweige auf – was dessen Erfolg schmälern könnte“, so Analyst Mark Murphy von First Albany.
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