Joseph Reger, Chief Technology Officer (CTO) bei Fujitsu Siemens Computers (FSC), hat auf dem IT-Forum Visit 2006 in Augsburg die Themen Virtualisierung und Energieeffizienz zu den zentralen Arbeitsbereichen der IT-Industrie in den nächsten Jahren erklärt. Virtualisierung sei im Serverbereich bereits ein großes Thema. „Auf den Notebooks und Desktops, die täglich in privaten und beruflichen Umgebungen im Einsatz sind, findet man virtuelle Maschinen jedoch noch sehr selten“, so der Technische Vorstand. Allerdings gehe die IT in eine neue Phase über.
Ein schlagkräftiges Argument für Virtualisierung am PC sei die Sicherheit, die virtuelle Maschinen bieten können. Applikationen werden isoliert ausgeführt, Viren und andere Schädlinge können sich somit nicht am physischen Rechner einnisten. „Die Gefahr des Identitätsdiebstahls ist in Europa nicht so groß wie in den USA, wo Virtualisierung als Sicherheitsfeature eingesetzt wird, da wir kein so intensives Onlineleben führen. Virtuelle Computer müssen sich daher hierzulande über andere Vorzüge präsentieren“, führte Reger aus.
So werden beispielsweise Multi-OS-Systeme möglich. „Mit einer virtuellen Maschine ist der User nicht mehr auf eine Umgebung angewiesen. Auf einem Windows-System können somit problemlos eine virtuelle Linux-Maschine betrieben und Programme abgekapselt ausgeführt werden“, erläuterte Reger. Die Industrie bewege sich schon in diese Richtung, und die Kooperation von Microsoft und Novell werde diesbezüglich einiges vorantreiben.
In nicht allzu ferner Zukunft werde die Virtualisierung sogar einen Teil der heutigen PCs ersetzen. „Bei den aktuell verfügbaren Kapazitäten auf USB-Sticks kann die persönliche Arbeitsumgebung samt Programmen und Einstellungen in Form einer virtuellen Maschine jederzeit mitgenommen und auf jedem Computer eingesetzt werden“, sagte Reger. Da auch Handys immer mehr Speicherplatz böten, werde bald nicht einmal mehr der Stick notwendig sein, ist Reger überzeugt: „Der virtuelle Computer ist entweder immer dabei oder gleich über das Internet verfügbar.“
Hart ins Gericht ging der FSC-Cheftechniker mit dem Energiehunger der Geräte des digitalen Zeitalters: „Der Sleepmodus ist ein Witz. Er verbraucht sieben bis acht Prozent des nationalen Energiebedarfs. Der einzige Unterschied zum Normalmodus ist, dass das Statuslämpchen rot anstatt grün leuchtet.“ Zudem nehmen die Geräte, die eine permanente Internetanbindung haben, laufend zu. „Updates und Downloads passieren rund um die Uhr, selbst wenn die Geräte vermeintlich ausgeschaltet sind“, so Reger, der eine Energieverbrauchsangabe fordert. „Jeder Kühlschrank hat einen Aufkleber, auf dem der Stromverbrauch ausgewiesen ist. Warum sollten wir eine Kennzeichnung nicht auch für Desktops und Notebooks einführen?“
Besseres Energiemanagement sei auch in Rechenzentren erforderlich. „Auf 100 Watt, die zum Betrieb der Server gebraucht werden, kommen weitere 100 Watt, um die erzeugte Verlusthitze zu kühlen“, rechnete Reger vor. Bei großen Serverfarmen könne die Stromrechnung in drei Jahren die Kosten der Infrastruktur leicht übersteigen. „Das ist einfach unwirtschaftlich. Bei intelligentem Strommanagement könnten viele Netzteile und damit auch Kosten eingespart werden“, forderte Reger.
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