Studie: Computermangel an deutschen Schulen

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) hat vor den Folgen der schlechten Ausstattung deutscher Schulen mit Computern und schnellen Internetzugängen gewarnt. „In deutschen Schulen spielen neue Medien nur eine untergeordnete Rolle“, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Hier liegen Potentiale für einen modernen, motivierenden Unterricht brach. Erfahrungen mit E-Learning fehlen den Schülern später in der Berufsausbildung oder an der Hochschule.“

Nach einer aktuellen Studie der EU-Kommission müssen sich hierzulande elf Schülerinnen und Schüler einen Computer teilen. Damit liegt Deutschland in der EU abgeschlagen auf Platz 18, noch hinter Zypern, Malta, Tschechien und Ungarn. An der Spitze stehen Dänemark und Norwegen, wo sich rund vier Schüler einen Computer teilen, gefolgt von Großbritannien und den Niederlanden mit fünf Schülern pro PC. Im EU-Durchschnitt kommen neun Schüler auf einen PC. Auch die Ausstattung deutscher Schulen mit schnellen Internetzugängen ist laut der Studie nur mäßig. Lediglich 63 Prozent verfügen über einen Breitbandanschluss – Platz 20 im EU-Ranking.

Entsprechend gering ist die Intensität der PC-Nutzung im Unterricht. Nur sechs Prozent der deutschen Lehrer gaben an, den Computer in mehr als der Hälfte ihrer Stunden einzusetzen. In Großbritannien sind es 38 Prozent und in Ungarn 27 Prozent. „Die geringe PC-Nutzung in den Schulen hängt nicht nur mit der schlechten Ausstattung zusammen, sondern auch mit den Vorbehalten vieler Lehrer gegenüber dem Computereinsatz“, sagte Rohleder.

Laut der Studie geben 48 Prozent der deutschen Lehrerinnen und Lehrer an, dass der Einsatz von PC und Internet im Unterricht einen „unklaren Nutzen“ habe. Dieser Wert liegt dreimal so hoch wie im EU-Durchschnitt. „Zumindest in Sachen Technik-Skepsis sind deutsche Lehrer absolute Spitze – ein trauriger erster Platz“, so Rohleder.

„Die IT-Infrastruktur muss aktuellen Standards entsprechen, die für alle Bundesländer gelten“, sagte Rohleder. Darauf sollten sich die Kultusminister rasch einigen. Nach Ansicht des Bitkom sollte jeder Schülerin und jedem Schüler ab der fünften Klasse ein Notebook zur Verfügung stehen, das im Unterricht als Lernwerkzeug eingesetzt werden kann.

Um die Schulträger zu entlasten, schlägt Bitkom vor, Schüler-Notebooks mit den Geräten der Lehrer gleichzustellen und steuerlich absetzbar zu machen. Voraussetzung sei, dass die Notebooks bestimmte technische Bedingungen erfüllen, um im Unterricht eingesetzt zu werden. Damit sollten Eltern motiviert werden, ihre Kinder entsprechend auszustatten. Darüber hinaus fordert der Bitkom von Bund und Ländern, einkommensschwachen Eltern bei der Finanzierung zu helfen und in den Schulen Gerätepools einzurichten. Parallel dazu müsse die Aus- und Weiterbildung der Lehrer dringend verbessert werden, um einen sinnvollen Einsatz neuer Medien überhaupt erst zu ermöglichen.

Bitkom fordert mehr PCs an deutschen Schulen (Bild: Bitkom).
ZDNet.de Redaktion

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