Bill Gates: „Open Source wird mit Steuergeldern erstellt“

CNET/ZDNet: Wie sieht es mit der Rolle von Open Source aus? Haben Sie ihre Ansichten geändert? Sehen Sie einen Wert darin?

Bill Gates: Da muss man unterscheiden. Sprechen wir zunächst über freie Software. Freie Software war immer ein wichtiger Teil der Software-Welt, genauso wie kommerzielle Software.

BSD Unix war kostenlos erhältlich. Viele Elemente davon wurden von Startups aufgegriffen und verbessert. Nehmen wir Sendmail: Sie haben Leute eingestellt, Arbeitsplätze geschaffen und Steuern bezahlt. Man hat also die wunderbare Situation, dass Leute Open-Source-Software verwenden sollen, da es ihnen nützt.

Meistens bevorzugen Anwender kommerzielle Software, gerade wenn es um Support, Verbesserung und die langfristige Kundenbeziehung geht. Dank der Stückzahlen von Windows-PCs handelt es sich um eine Branche mit niedrigen Preisen und hohen Stückzahlen. Das war zu Zeiten des Mainframe noch nicht so.

Menschen wählen meistens den kommerziellen Weg. Unternehmen zahlen Steuern und schaffen Arbeitsplätze. Die Regierung verwendet das Geld und gibt es an Universitäten zurück. Dort wird dann mehr freie Software erstellt. Es ist also ein wundervoller Kreislauf, ich mag das.

Jetzt wollen einige Leute diesen Kreislauf unterbrechen, indem sie sagen, dass man mit Steuergeldern erstellte Dinge nicht für ein Startup nutzen kann. Und wenn man es macht und seinen Code mit ihrem vermischt, kann man es nicht lizenzieren.

Wir sagen den Leuten, sie sollen damit vorsichtig umgehen. Aber wir glauben, dass freie Software toll ist. Wir konkurrieren mit Unix und sind damit interoperabel. In Bezug auf die Idee offener Zusammenarbeit, unseren Quellcode zu verbreiten und das Internet als einen Weg zur Kommunikation mit Entwicklern zu nutzen, wird uns das hoffentlich auf eine neue Stufe bringen. Es gibt sicherlich Best Practices in diesem Bereich – einige wurden von uns geschaffen, einige von anderen. Es ist also ein Mischung verschiedener Dinge.

Der einzige Punkt, an dem Sie Unstimmigkeiten feststellen können, ist, dass wir glauben, dass Nutzer vorsichtig sein sollen, welches Lizenzmodell sie wählen. Denn damit brechen sie den Kreislauf. Richard Stallman ist im Gegensatz zu einigen anderen puristisch. Er will mit V3 (dritte Version der GPL, Anm. d. Red.) klarstellen, dass es eine „Kann-nie-kommerzialisiert-werden“-Welt gibt. Niemand kann jemals Geld damit verdienen, Webservices schreiben und so weiter. Er ist puristisch.

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ZDNet.de Redaktion

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