Mainframes von Fujitsu-Siemens: gutes Geschäft bei sinkendem Absatz

Kommentar – Der Markt für Mainframes sinkt jedes Jahr um rund 14 Prozent. Neukunden gibt es so gut wie keine mehr. Trotzdem macht Fujitsu-Siemens Computers (FSC) damit gutes Geld. Hier zu Lande hält das Unternehmen immerhin einen Marktanteil von 25 Prozent. Allerdings macht ihm seit dem Ausscheiden von Hitachi außer IBM kaum mehr jemand Konkurrenz.

Dennoch stecken sowohl IBM als auch Fujitsu-Siemens viel Geld in die Forschung für neue Mainframe-Systeme. Mit dem jetzt angekündigten S2000 und dem etwas kleineren S165 hat FSC eigenen Aussagen zufolge derzeit im Leistungswettbewerb wieder die Nase vorn. Die in 90-Nanometer-Technik hergestellten, mit 1,5 Gigahertz getakteten Prozessoren leisten jeweils bis zu 480 RPF (Relativer Performance-Faktor) – ein Wert, der sich im maximalen Ausbau des S2000 in einem 15-Wege-System auf 4300 RPF erweitern lässt. Gegenüber den Vorgängermodellen ergibt das eine Steigerung von rund 50 Prozent. Ein RPF entspricht ungefähr 1,5 Mips (million instructions per second) nach der geläufigeren IBM-Nomenklatur.

Für die rasche Speicheranbindung sind Fiber-Channel-Verbindungen zuständig, die auch mit Systemen etwa aus der Unix-Welt zurechtkommen. Funktionen wie die An- und Abschaltung von Ressourcen gehören in dieser Rechnerklasse ebenso zum Standard wie ein Reserve-Prozessor (Spare), der bei Ausfällen einspringt. Das Preisleistungsverhältnis soll sich ebenfalls verbessert haben. Der Preis liegt bei 5000 bis 6000 Euro pro RPF, sprich je nach Ausbaustufe bei 4,3 bis fast 26 Millionen Euro für einen Rechner.

Der Aufwand, den IBM und Siemens in ihre Mainframe-Architekturen stecken, lohnt sich, obwohl die Anzahl der Systeme sinkt, weil gleichzeitig die Ansprüche an die vorhandenen Installationen steigen – und die Kunden bereit sowie in der Lage sind, den Ausbau ihrer Systeme zu zahlen. Auch wenn es keine berauschenden Wachstumsraten zu melden gibt, setzt FSC rund um den Mainframe etwa eine Milliarde Euro jährlich um.

Nach wie vor verwenden rund 80 Prozent der Großunternehmen weltweit – von Versicherungen bis zu Erdölfirmen – Mainframes von IBM, Fujitsu-Siemens, Unisys, Bull oder Stratus. FSC zählt europaweit rund 1000 Bestandskunden. Sie schätzen die klassischen Großrechner-Vorteile wie hohe Transaktionsleistung und Zuverlässigkeit sowie Auslastungsraten von über 80 Prozent (im Vergleich zu circa 20 Prozent auf PC-Architekturen).

Vor allem aber haben die Unternehmen tausende von Mannjahren in unternehmenskritische Anwendungen gesteckt, die neu zu schreiben viel zu teuer käme. In der Regel ist nicht damit zu rechnen, dass die Programme in nächster Zeit wegen Überalterung ausgemustert werden. Konzepte wie Web-Services und SOA helfen dabei, Mainframes und die darauf liegenden Anwendungen künftig so flexibel in Prozessketten einzubinden wie jede andere IT-Ressource. Auch lassen Betriebssystem und Hardware längst die Einbindung aktueller Techniken zu, gleichgültig, ob es ums Internet, Speichernetze oder den Betrieb von Linux-Gastsystemen geht.

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ZDNet.de Redaktion

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