Beim mehrmals verschobenen 3G-Start in China, wo in den kommenden fünf Jahren Investitionen von bis zu 30 Milliarden Dollar fließen könnten, drohen westliche Netzwerkausrüster außen vor zu bleiben. Konzerne wie Motorola, Lucent, Nortel oder Ericsson, die bisher den Weltmarkt für Mobilfunk-Equipment unter sich aufgeteilt haben, müssen sich auf den Verlust eines nicht unbedeutenden Teils ihrer Marktanteile einstellen, schreibt das „Wall Street Journal“ (WSJ).
Profitieren könnten die chinesischen Rivalen Huawei und ZTE, die nach ihrer aggressiven Expansion auf dem Weltmarkt nun das Rennen um die lukrativen heimischen Ausrüsteraufträge machen könnten. Hintergrund der Befürchtungen ist neben dem Erstarken der chinesischen Konkurrenz die Favoritenstellung der Eigenentwicklung TD-SCDMA, die in China gemeinsam mit den in den USA und Westeuropa üblichen 3G-Standards CDMA2000 und W-CDMA zum Einsatz kommen soll. „Wenn China mit dem Aufbau von 3G-Netzen startet, hat das wahrscheinlich einen negativen Einfluss auf die westlichen Ausrüster, insbesondere wenn sie ihre 3G-Hoffnungen zu sehr auf China ausgerichtet haben“, zitiert das WSJ die Creditsights-Analystin Ping Zhao. Schon jetzt drückt die Verschiebung der 3G-Einführung auf die Zahlen der Konzerne. So hat Lucent das Ausbleiben der Vergabe der 3G-Lizenzen in China für einen Großteil der Rückgänge bei seinem Auslandsumsatz verantwortlich gemacht.
Eine Entscheidung über die Lizenzvergabe könnte nun Anfang 2007 erfolgen, so der Bericht. Druck kommt derzeit von den chinesischen Mobilfunkbetreibern, die pünktlich zu den Olympischen Spielen 2008 UMTS-Dienste anbieten wollen. Aus Repräsentationszwecken werde die erste Lizenz an einen Betreiber vergeben, der den chinesischen Standard bevorzuge, vermutet Zhao. Obwohl infolge auch die westlichen Standards zum Einsatz kommen sollen, stehen Motorola und Konsorten vor dem Verlust von Marktanteilen an Huawei und ZTE. Schließlich verkauft die chinesische Konkurrenz entsprechendes Equipment ebenfalls bereits erfolgreich außerhalb von China – und zwar weit günstiger als die etablierten Ausrüster.
Ob 3G in China schnell zum Erfolg wird, darf aber bezweifelt werden. Zwar verzeichnet das Riesenreich jeden Monat 5,5 Millionen neue Handyuser, außerhalb der Metropolen Peking und Shanghai werden sich aber nur wenige Nutzer teure Services wie mobiles Internet oder Handy-TV leisten können. Laut chinesischen Medienberichten sollen noch im laufenden Jahr in sechs chinesischen Städten 3G-Testnetze in Betrieb genommen werden.
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