Mehr als 32 Milliarden Dollar könnten in diesem Jahr an Risikokapital fließen und damit soviel wie seit fünf Jahren nicht mehr. 2001 hatte der Dot.com-Hype seinen Höhepunkt erreicht. Allein in diesem Jahr belief sich das Risikokapital-Volumen auf 51,2 Milliarden Dollar. Seit Beginn dieses Jahres haben Risikokapital-Geber in den USA, Europa, China und Israel nach Berechnungen der Unternehmensberatung Ernst & Young 25,4 Milliarden Dollar investiert. Für das laufende Schlussquartal werden Ausgaben in Höhe von sieben Milliarden Dollar erwartet. Im Rampenlicht steht insbesondere die Hightech-Branche, allen voran Unternehmen aus den Bereichen Biotechnologie und Internet. Hohe Wachstumsraten verzeichnen derzeit etwa Energie- und Umweltfonds (Clean-Tech) sowie der neue Internet-Hype Web 2.0.
Sorgen um das erneute Platzen einer Seifenblase muss man sich Ernst & Young zufolge aber nicht machen. „Wir sind aus dem Dot.com-Debakel mit sehr viel stärkeren Technologien und besseren Unternehmen hervorgegangen“, so Gil Forer, Leiter des Venture-Capital-Bereichs bei Ernst & Young. Die Qualität der Technologien sei heute viel besser, was mehr Investitionen anziehe, betont Forer. Dass das Niveau von 2001 in den kommenden Jahren erreicht wird, glaubt Forer aber nicht. „Ich hoffe, wir werden das Volumen des Jahres 2001 nicht noch einmal sehen. Ich glaube, dass die Industrie ihre Lektion gelernt hat“, zitiert die „Financial Times“ den Risikokapital-Experten.
Deutschland hinkt dagegen hinterher. Trotz Steigerungen im dritten Quartal blieben nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) die Investitionen der Risikokapital-Geber im Neunmonatszeitraum mit 605,8 Millionen Euro unter dem Vorjahresniveau. „Das Umfeld für Venture Capital in Deutschland, insbesondere im Hightech-Bereich, ist schwierig“, so BVK-Vorstandsmitglied Rolf Christof Dienst. „Wir brauchen dringend bessere Rahmenbedingungen, um das Fundraising anzukurbeln und mehr Investitionen in wachstumsorientierte Unternehmen zu ermöglichen.“
So bedrohe etwa der Abbau von Steuervergünstigungen insbesondere junge Technologie-Unternehmen. „In steuerlicher Hinsicht besteht Nachholbedarf“, betont BVK-Geschäftsführer Holger Frommann. Verbesserungen würden sich aber bereits in der geplanten Unternehmenssteuerreform andeuten. Auch das Platzen der Dot.com-Blase wirke noch negativ nach, meint Frommann. „Seit einigen Jahren stecken die Investoren ihr Geld eher in Buy-Out- oder Mittelstandsfonds. Das Fundraising im Bereich Venture Capital gestaltet sich eher schwierig“, so der Experte. Mittlerweile sei allerdings ein leichter Aufwärtstrend zu beobachten.
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